Wiederaufbau Firmen

In diesem Bereich finden Sie eine Auswahl an Dortmunder Firmen aus dem Zeitfenster 1945 – 1950.
Stichpunkte: Zerstörung im 2. WK, Wiederaufbau.

Der Zusammenbruch 1945 hatte, wie überall, auch im Handwerk und der Industrie Dortmunds ein Chaos hinterlassen. Die Betriebe standen nach Beendigung der Kampfhandlungen still. Bombenschäden, Mangel an Kohle und Betriebsmaterial, ganz zu schweigen von den Ernährungsschwierigkeiten, stellten die Betriebsleitungen und Belegschaften jeden Tag vor neuen vor neuen Probleme.

In Dortmund und Lünen befanden sich vor dem Kriege Kriege rund 7500 handwerkliche Betriebe.
(Das Handwerk beider Städte ist in der Kreishandwerkerschaft Dortmund zusammengefaßt)

Von diesen hatten 2964 Kriegsschäden.
Zerstört waren über 20% = 441 Betriebe,
Zerstört waren über 30% = 225 Betriebe,
Zerstört waren über 40% = 124 Betriebe,
Zerstört waren über 50% = 242 Betriebe,
Zerstört waren über 60% = 84 Betriebe,
Zerstört waren über 70% = 108 Betriebe,
Zerstört waren über 80% = 221 Betriebe,
Zerstört waren über 90% = 136 Betriebe,
Zerstört waren über 100% =1383 Betriebe.

Mit ihren Familienangehörigen, Gesellen und Lehrlingen sind die Handwerker herangegangen, den Schutt wegzuräumen und ihre Betriebe wiederherzustellen. Nach dem Stichtage vom 1. Oktober 1947 hat sich die Zahl der noch mehr oder weniger zerstörten Betriebe auf 2297 ermäßigt. Darunter befanden sich nur noch 512 vollkommen zerstörte. Inzwischen sind weitere Betriebe wiederhergestellt worden.

In Dortmund allein (ohne Lünen) waren zu Kriegsbeginn rund 7000 Betriebe vorhanden. Durch die Zerstörung der Betriebe und durch die Evakuierungen hat sich die Zahl bei Kriegsende um mindestens 1 500 verringert.

Nachfolgend genannte Dortmunder Firmen sind nur ein Beispiel für Betriebe, die durch Kriegshandlungen beschädigt und wiederaufgebaut wurden.


Brown, Boveri & Cie

Das Werk Dortmund der Brown, Boveri & Cie. Aktiengesellschaft Mannheim, die in diesem Jahre ihr 50jähriges Jubiläum feierte, wurde im Jahre 1922 errichtet. Schon seit 1914 unter hält BBC in Dortmund ein Technisches Büro, das als Verkaufs- und Beratungsbüro für sämtliche BBC-Erzeugnisse tätig ist. Die guten Verbindungen der Brown, Boveri & Cie AG. zur ansässigen Industrie hatten es nahegelegt, ein großes Spezial-Reparaturwerk für elektrische Maschinen und Transformatoren, sowie Dampfturbinen, Kompressoren und Gebläse zu schaffen. Diesem Werk war von Anfang an die Aufgabe kurzfristiger Erledigung aller einschlägigen Reparatur- und Ersatzteilaufträge aus dem norddeutschen Raum, insbesondere aber aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet gestellt. Erstklassige fachmännische Arbeit ermöglichte eine stetige Aufwärtsentwicklung des neu gegründeten Werkes. Nach wenigen Jahren schon wurde eine weitere Werkshalle angegliedert und darin die Fertigung elektrischer Industrieöfen aufgenommen. In den letzten Jahren vor dem zweiten Weltkrieg erreichte die Belegschaft eine Stärke von ca. 900 Köpfen. Der Krieg ist leider nicht spurlos an den Werksanlagen vorbeigegangen. Von Mai 1943 bis März 1945 waren 13 Luftangriffe zu verzeichnen, bei denen ca. 45 % der vorhandenen Werksanlagen zerstört wurden. Nach dem Waffenstillstand wurde die Beseitigung der Kriegsschäden sofort in Angriff genommen.

Der Wiederaufbau wurde zugleich dazu benutzt, um eine Rationalisierung der Betriebsmethoden und entsprechende Modernisierung der Betriebsanlagen durchzuführen. Nachdem die Kriegsschäden im wesentlichen beseitigt waren, erhöhte sich die Belegschaftsziffer auf ca. 1000 Köpfe. Das Werk ist schon seit geraumer Zeit wieder in der Lage, Aufträge im Rahmen seines vielgestaltigen Fertigungsprogramms kurzfristig, fachmännisch und preiswert auszuführen.


Defaka / Köster AG

Am 4. Mai 1929 wurde in der Hansastraße 5-7 unter der Firma „Defaka“ ein Groß-Kaufhaus mit einer Verkaufsflache von ca. 4000 qm eröffnet. Von Jahr zu Jahr entwickelte sich das Unternehmen auf Grund Leistungsfähigkeit und wurde eine beliebte Einkaufsstätte, deren Ruf weit über die Grenzen der Stadt hinausging bis tief in den westfälischen Raum.

Defaka Hansastrasse

Durch die Kriegsereignisse erlitt das Unternehmen großen Schaden, einmal durch die Schließung der Geschäftsräume im Zuge des totalen Krieges, zum anderen dadurch, daß das Geschäftshaus in der Hansastraße bei einem Großangriff im Mai 1943 restlos ausbrannte. Am 1. April 1943 wurde eine Kriegsverkaufsgemeinschaft in den Räumen der Firma Theodor Althoff, WestenhelIweg, unter der Bezeichnung „Althoff-Defaka“ gebildet. Diese K.V.G. wurde beim Einmarsch der Alliierten eines großen Teiles ihrer Warenbestände durch Plünderung durch den Mob beraubt. Mit Ende des Jahres 1945 löste sich die K.V.G. auf, und die Firma Emil Köster Aktiengesellschaft wurde Rechtsnachfolgerin der Defaka. Unter tätiger Mithilfe zurückgekehrter Kriegsteilnehmer wurde begonnen, einen Behelfsverkaufsraum in der 1. Kampstraße 5 zu erstellen. Der erste Spatenstich hierzu erfolgte am 4. November 1945, und bereits am 31. Mai 1946 konnte mit dem Verkauf in zwar nur teilweise fertiggestellter Halle begonnen werden. Im Dezember des gleichen Jahres stand die ganze Halle mit ca. 700 qm Verkaufsfläche zur Verfügung, und es entwickelte sich ein sehr lebhafter Geschäftsgang. Der Wiederaufbau der alten Geschäftsräume in der Hansastraße wurde Ende 1948 angefangen, so daß am 27. Mai 1949 die Parterreräume und am 25. Oktober 1949 mit der Eröffnung der ersten Etage ca. 2000 qm Verkaufsfläche dem Publikumsverkehr übergeben werden konnten.


Dortmund Drahtseilwerke

Als eines der führenden Drahtseilunternehmen Westdeutschlands gelten die DORTMUNDER DRAHTSEILWERKE G. m. b. H.

als wichtiger Zulieferer des Kohlenbergbaues im hiesigen Revier. Die Firma, welche 1911 gegründet worden ist, hat sich im Laufe der Jahrzente zu einem bedeutenden Unternehmen ihrer Branche entwickelt. Vor dem letzten Kriege wurden die Erzeugnisse in alle Länder der Welt exportiert, und heute, einige Jahre nach dem Zusammenbruch, haben wieder viele der früheren ausländischen Abnehmer ihren Bedarf angemeldet. Der 16. Februar 1945 war ein schwarzer Tag in der Geschichte der Dortmunder Drahtseilwerke. Bei dem an diesem Tage in der Vorortgemeinde Eving stattgefundenen Fliegerangriff wurde der größte Teil der Anlagen zerstört, und ein erheblicher Teil der Werksangehörigen hat bei dieser Gelegenheit auch seine Wohnungen verloren. Sofort nach der einige Monate später erfolgten Beendigung des Krieges entschloß sich die gesamte damalige Belegschaft, vom jüngsten Lehrling bis zur Leitung, selbst Hand anzulegen, um aus dem vorhandenen Trümmerfeld eine Arbeitsstätte zu schaffen, um den vielen Stammarbeitern und -angestellten ihre Existenzmöglichkeit zu geben. Bei den nach Kriegsende bestandenen außer gewöhnlich großen Schwierigkeiten war der Aufbau nur unter den größten Anstrengungen möglich. Trotz aller Sorgen konnte aber schon im Oktober 1945 die erste Maschine wieder in Betrieb genommen werden. Heute (1950) befinden sich das Werk und die Betriebsanlagen in einem leistungsfähigen Zustand, so daß die Drahtseilerzeugung in fast friedensmäßigem Umfang abgewickelt werden kann. Außerdem wurden die zerstörten Werkswohnungen zum größten Teil wieder aufgebaut. Das Erzeugungsprogramm umfaßt Drahtseile und Litzen nach allen Normen und in jeder gewünschten Spezialkonstruktion. Das Unternehmen hat seine Leistungsfähigkeit inzwischen auf verschiedenen Ausstellungen unter Beweis stellen können. Zuletzt wurde im September 1950 auf der Kohlenbergbau-Ausstellung in Essen das bisher längste und schwerste Förderseil des Ruhrgebietes gezeigt in einer Länge von 1400m, ca. 70mm 0, Gewicht co, 26000 kg netto. Das Bestreben der Firma geht dahin, ihren Ruf aIs Lieferant bester Spezialerzeugnisse ständig zu festigen; dafür bürgen jahrzehntelange Erfahrungen und eine gut eingearbeitete Spezialarbeiterschaft.


Die Entwicklung des Hüttenwerks Hörde nach dem Kriege

Das Hüttenwerk Hörde hatte in seinem Hochofenwerk starke Beschädigungen durch den Bombenkrieg erlitten. Doch geschah das Unerwartete, daß schon im September 1945 wieder der erste Roheisenabstich laufen konnte. Auf der Hermannshütte, die verhältnismäßig wenig Zerstörungen aufwies, begann die Stahlerzeugung im Martinwerk II einen Monat später, im Thomaswerk gleich zu Beginn des Jahres 1946. Unser Schaubild zeigt den Verlauf der Rohstahlerzeugung in den folgenden Nachkriegsjahren. Einer beachtlichen und schnell erreichten Spitze im August 1946 folgt ein ebenso plötzlicher Abfall, der in erster Linie durch die Kohle- und Energieknappheit verursacht war. Dazu kamen zahlreiche Schwierigkeiten anderer Art. Zwar belebte sich nach Überwindung dieses harten Winters die Produktion wieder, jedoch trat die eigentliche Wendung erst mit der Durchführung der Währungsreform ein. Einer rapiden Steigerung innerhalb weniger Monate um fast 100 Prozent folgte eine Aufwärtsentwicklung bis zur zugestandenen Kapazität. Die Erreichung dieses Zieles ist um so höher zu werten, als sie nicht nur mit der Beseitigung der Kriegsschäden parallel ging, sondern auch mit der Demontage einer der leistungsfähigsten Grobblechstraßen Europas, des gesamten Elektrostahlwerkes und vieler unentbehrlicher Werkzeugmaschinen.

Hüttenwerk Hörde
Bei alledem wollen wir nicht der Belegschaft des Werkes vergessen, die durch ihren Einsatz diese Aufwärtsentwicklung ermöglicht hat. Die Entwicklung der Werksverhältnisse nach dem Zusammenbruch werden nicht nur durch das Wort vom toten zum lebendigen Werk gekennzeichnet, sondern auch von dem Tatbestand einer Entwicklung von der toten zur lebendigen Stadt. Neben einer Fülle von werksseitig durchgeführten Sozialmaßnahmen (Einstellung von Schwerbeschädigten – Unfall- und Kriegsbeschädigten -, Betreuung der Werksangehörigen durch unsere Werksfürsorge, Urlauberverschickung usw.) trat vor allen Dingen die werksseitige Hilfe bei der Leistung des sozialen Wohnungsbauproblems nach außen hin sichtbar in Erscheinung. Das Heim ist die Voraussetzung für die Erhaltung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit. In gemeinsamer Zusammenarbeit zwischen Vorstand, Betriebsvertretung, den Wohnungsbauträgern (Genossenschaften) usw. wurde jährlich ein Wohnungsbauprogramm aufgestellt und zur Durchführung der Bauvorhaben eine Spitzenfinanzierung werksseitig geleistet. Im Baujahr 1949/50 wurden insgesamt 436 Wohnungen mit 1250 Räumen errichtet. Darüber hinaus erfolgte im Jahre 1949 der Bau eines Ledigen bzw. Jungarbeiter-Wohnheimes, wo bei die aufgelockerte Bauweise (4 Einzelhäuser) gewählt wurde. Für den Bauabschnitt 1950/51 wurden insgesamt an Bauten geplant: Die Wiederherrichtung bzw. der Neubau von 548 Wohnungen mit 1553 Räumen. Darüber hinaus nahm sich das Werk, und vor allem der Leiter der Betriebskrankenkasse der Hüttenwerk Hörde AG., der besonderen Aufgabe der Verbesserung des Hüttenhospitals an.

Gebr. Rosendahl – Mehl- und Kolonialwaren-Großhandlung

Unsere Firma wurde als Mehl- und Kolonialwaren-Großhandlung von den Brüdern Paul und Max Rosendahl am 1. April 1904 gegründet. Schon nach wenigen Jahren waren wir eines der größten Unternehmen dieser Art in unserem Gebiet. Im Jahre 1908 wurde das neuerbaute Lagerhaus Überwasserstr. 1 bezogen und im Jahre 1913 das Lagerhaus Speicherstr. 1 wegen seiner erheblich günstigeren Lage, es liegt gegenüber den großen Lagerhäusern der Wespeg, erworben und nach einigen Umbauten für unsere besonderen Zwecke hergerichtet. In diesem Lagerhause betreiben wir auch heute (1950) noch unser Geschäft.

Nach Ende der Inflation, ab 1924, gelang es uns, erheblich erweiterte Absatzgebiete im Sauerland und Münsterland zu erwerben, und wir beschäftigten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nahezu 150 Arbeitskräfte. Im Jahre 1935 richteten wir in einem Seitenflügel unseres Lagerhauses eine moderne Kaffeerösterei ein. Unsere Marke „Geros Kaffee“ führte sich sehr schnell ein, und wir erzielten in kurzer Zeit darin beachtliche Umsätze.

Im Zweiten Weltkrieg mußten wir erhebliche Schäden hinnehmen. So wurde unsere Autohalle und Reparaturwerkstatt Kanalstr. 66 restlos vernichtet und ebenso das Wohnhaus Bülowstr. 45 vollkommen zerstört. Unsere Mineralwasserfabrik, die wir in unserer Besitzung Speicherstr. 43 unterhielten, erlitt ebenfalls schwerste Beschädigungen, und unser Lagerhaus Speicherstr. 1 brannte, nachdem es mehrfach durch die Bombardierung teilweise schwer beschädigt war, aber wieder aufgebaut werden konnte, am 6. Oktober 1944 mit dem gesamten Warenvorrat vollständig aus. Wir mußten dann vorübergehend unseren Betrieb von Ausweichlagern und sonst behelfsmäßig weiterführen, bis wir allmählich das LagerhausS peicherstr. 1 wieder einigermaßen benutzbar hatten.

Im Laufe der Jahre nach dem Kriegsende gelang es uns dann, unsere Besitzungen sämtlich wieder aufzubauen, so daß wir unser Geschäft seit 1945 wieder in den alten Räumen betreiben können.


Konsum-Gesellschaft Dortmund-Hamm

In diesem Unternehmen ist die Idee der genossenschaftlichen Selbsthilfe verwirklicht. Sie ist heute die zweitgrößte Konsum genossenschaft des Bundesgebietes. Am 13.Oktober 1901 wurde die Genossenschaft von 26 Metallarbeitern und Bergleuten gegründet. Am 1. April 1902 nahm sie ihre praktische Tätigkeit auf und eröffnete den ersten Laden in der Steinstraße. Eine stetige, gesunde Entwicklung setzte ein. Bis 1933 hatte die Genossenschaft 149 Verteilungsstellen errichtet. In diesem Jahr erfolgte die Verschmelzung mit der Konsumgenossenschaft Eintracht, Dortmund-Hafen. Damit stieg die Verteilungsstellenzahl auf 199.

Durch die Maßnahmen der Hitler-Regierung wurde jede Entwicklung gestoppt. Es durfte keine weitere Ausbreitung erfolgen. Im Jahre 1941 wurde die Genossenschaft durch das damalige Wirtschaftsministerium vollständig aufgelöst und das gesamte Eigentum der DAF zugeführt. Die Deutsche Arbeitsfront führte das Unternehmen unter dem Namen Versorgungsring als G. m. b. H. weiter. Während des Krieges hat der Betrieb durch Kriegseinwirkungen große Schäden erlitten. Das Zentrallager wurde durch schwere Bombentreffer schon im Mai 1943 zur Hälfte zerstört. Ein gleiches Schicksal erlitt das Verwaltungsgebäude. Es ist bei einem Großangriff vollständig ausgebrannt. Bei den weiteren Bombenangriffen bis zum Frühjahr 1945 sind in den Zentralanlagen laufend schwere Beschädigungen entstanden. Werkstattgebäude, Stallungen, Garagen, Magazin, Schulungsräume fielen alle diesen Kriegsereignissen zum Opfer. Außer diesem Zentralbetrieb wurden auch 34 Verteilungsstellen vollständig zerstört.

Nach dem Kriegsende setzte auf allen Gebieten der Wiederaufbau ein. Neue Verteilungsstellen und neue Arbeitsräume wurden wieder errichtet. Heute (1950) gehören der Genossenschaft rund 85000 Familien an. Sie unterhält 210 Verteilungsstellen. Der Jahresumsatz 1950 betrug 45000000,- DM. An Rückvergütung kamen für das Geschäftsjahr 1950 1600500,- DM an die Mitglieder zur Auszahlung. Von allen Kreisen der Bevölkerung hat die Genossenschaft einen guten Zuspruch. Den Wünschen nach Errichtung neuer Verteilungsstellen kann die Verwaltung in vollem Umfange leider nicht entsprechen. Im Rahmen ihrer eigenen finanziellen Kräfte erfolgt aber ein stetiger Ausbau. Das Wirken der Genossenschaft ist auf allen Gebieten erfolgreich.



Maschinenfabrik Deutschland

Als im Mai 1945 die Bilanz aus den Ereignissen des Krieges gezogen wurde, war das Ergebnis für die Maschinenfabrik Deutschland erschreckend. Etwa 45 % ihrer Gebäude, davon nahezu sämtliche Bürogebäude, waren total zerstört. Die restlichen Gebäude waren schwer beschädigt, die Dächer von sämtlichen verbliebenen Gebäuden vernichtet und kein Quadratmeter Glasfläche mehr vorhanden. Die Frage, ob ein Wiederaufbau des so schwer angeschlagenen Werkes sich überhaupt lohne, war vom Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit aus nur sehr schwer zu beantworten Sie wurde aber sehr schnell positiv dadurch beantwortet, daß uns das wichtigste Fundament unseres Werkes, einige hundert geübte Arbeiter, geblieben waren, von dem Willen beseelt, ihren Arbeitsplatz wieder aufzubauen.

Maschinenfabrik Deutschland www.Bunker-Dortmund.de
Um die für den Wiederaufbau nötigen Mittel zu beschaffen, konnten wir uns nicht allein auf den Wiederaufbau beschränken, sondern mußten so schnell wie möglich auch wieder mit der Produktion beginnen. Wir alle, die wir diese Zeiten miterlebt haben, wissen, wie schwer es damals war, auch nur das notwendigste Material für Wiederaufbau und Produktion heranzuschaffen, und daß es noch schwerer war, von den Menschen, die durch Entbehrungen und völlig unzureichende Ernährung geschwächt waren, Leistungen zu verlangen.

Nach Beseitigung der gröbsten Schäden begannen wir Mitte 1945 wieder mit der Produktion, die damals etwa 5% der Vorkriegserzeugung betrug. Bereits Mitte 1946 hatte sich die Produktion auf etwa 40% erhöht. Dieses Ergebnis ist um so beachtlicher, als im ersten Jahre nach Kriegsende ein Teil der Arbeiten infolge Zerstörung des Mauerwerkes im Freien und ein weiterer Teil in provisorisch abgedeckten Hallen verrichtet werden mußte. Was es bedeutet, unter diesen Verhältnissen Präzisionserzeugnisse, wie sie beispielsweise unsere Werkzeugmaschinen darstellen, herzustellen, wird auch der Laie beurteilen können. Nebenher ging rastlos, nahezu ausschließlich mit unseren eigenen Arbeitern, der Wiederaufbau des Werkes weiter. Zurückschauend können wir mit Stolz feststellen, daß der Wiederaufbau bei der MFD alle bei Kriegsende gestellten Erwartungen übertroffen hat. Von den total zerstörten Gebäuden sind die für die Fabrikation unbedingt erforderlichen Hallen fast ganz wieder aufgebaut. Die schweren Schäden an den übrigen Gebäuden sind restlos beseitigt, die Dächer befinden sich wieder in einem friedensmäßigen Zustand. Die Produktionskapazität hat den Stand von 1938 wieder erreicht.

Es erfüllt uns mit Stolz, daß heute (1950), im 78. Jahr des Bestehens der MFD, unsere Erzeugnisse sich wieder die Weltgeltung verschafft haben, die sie vor dem Kriege hatten. Unsere früheren Exportziffern sind nicht nur erreicht, sondern wesentlich überschritten. Die ausländischen Vorkriegskunden haben den Weg wieder zu uns zurückgefunden, und das alte freundschaftliche Verhältnis zu unseren Abnehmern ist wieder hergestellt.

Unsere schweren Werkzeugmaschinen – Stoßmaschinen, Drehbänke, Plandrehbänke, Walzendrehbänke, Radsatzbearbeitungsmaschinen usw. – sind in ihrer Konstruktion weiter modernisiert und vervollkommnet worden. Der Ausfuhranteil bei diesen Erzeugnissen ist zur Zeit weitaus größer als der Inlandabsatz. Unsere Hebekrane, Verladebrücken, Drehscheiben, Schiebebühnen, Kokereimaschinen usw. zeichnen sich wie vor dem Kriege durch moderne und kräftige Konstruktion aus, so daß uns das Ausland auch auf diesem Gebiet in zunehmendem Maße durch die Erteilung von Aufträgen sein Vertrauen beweist. Die Erzeugnisse unserer Abteilung Weichenbau waren bereits vor dem Kriege ein Begriff für sämtliche deutschen und die meisten ausländischen Bahnen. Auch die in- und ausländische Industrie schätzt diese Erzeugnisse und beweist dies durch die Erteilung %/on Aufträgen, die es uns ermöglichten, unsere Belegschaft laufend zu vergrößern.

Zusammenfassend können wir sagen, daß wir den Entschluß des Frühjahres 1945, den Wiederaufbau unseres Werkes mit allen Mitteln zu fördern, zu keiner Zeit zu bereuen hatten und uns ein Erfolg beschieden war, auf den wir und unsere Belegschaft mit Befriedigung blicken können. Dieser Erfolg und der zuverlässige Stamm unserer Mitarbeiter lassen uns mit Zuversicht auf die vor uns liegenden Aufgaben blicken.


Reuße-Läden

Mit dem Grundsatz, daß im Leben keine Worte, sondern einzig und allein Leistungen entscheiden, und daß der Bevölkerung nur durch gute Ware zu günstigen Preisen zu helfen ist, eröffnete Gustav Reuße am 17. Oktober 1890 den ersten Reuße-LADEN. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es 53 Reuße-Läden im Großraum Dortmund und der näheren Umgebung. Wie populär diese Reuße-Läden waren und sind, mag die Tatsache erhellen, daß man im Volksmund bei einer hellblauen Farbe (die Firmenschilder sind hellblau) von einem Reuße-Blau spricht.

Durch die Kriegseinwirkungen erlitt die Firma nach sachlicher Auskunft den größten Schaden aller Filialbetriebe. So wurden total vernichtet: 1943 – 8 Reuße-Läden, 1944 – 22 Reuße-Läden, 1945 – 8 Reuße-Läden,
so daß insgesamt 38 Reuße-Läden dem Erdboden gleich waren; von den restlichen Läden waren nur wenige betriebsfähig, die übrigen konnten nach Instandsetzung ebenfalls in Betrieb genommen werden.

Die Zentrale in der Feldstraße 23/27 wurde 1944 zu gut einem Drittel und im März 1945 durch 18 Volltreffer fast ganz zerstört. Zusätzlich wurden aus den Trümmern noch riesige Mengen Lebensmittel von Tausenden geplündert. – Um die dem Betrieb verbundenen Hausfrauen mit dem dringendsten Bedarf zu versorgen, wurden viele Läden behelfsmäßig, teils in Garagen, teils in primitivster Form, eröffnet, denn unmittelbar nach Beendigung des Krieges begann der Wiederaufbau. Da für die zuletzt entstandenen Schäden keinerlei Ersatz erstattet wurde, mußte der Wiederaufbau ganz langsam, Stück für Stück, vorgenommen werden. Es lag der Leitung des Betriebes fern, durch Kompensationsgeschäfte oder ähnliche Manipulationen den Aufbau zu finanzieren. Nur durch zähe Zusammenarbeit aller Betriebsangehörigen war es möglich, nach Überwindung größter Schwierigkeiten vorwärtszukommen. Erst 1950, also 2 1/2 Jahre nach der Währungsreform, konnte die Zentrale fertiggestellt werden, wodurch die ordnungsgemäße Belieferung der Reuße-Läden gesichert ist.

Jetzt (1950) gibt es wieder 37 Reuße-Läden. darunter die ersten 4 Selbstbedienungs-Läden im Raume Dortmund.
Eröffnet wurde

der 1. im Frühjahr 1950 in Dortmund, Feldstraße 27,
der 2. im Dezember 1950 in Dortmund, Eving, Evinger Straße 263,
der 3. im Dezember 1950 in Dortmund, Lindemannstraße 7,
der 4. im Februar 1951 in Dortmund, Schützenstraße 24, getreu dem Grundsatz des Betriebes: Statt Worte – Leistungen!



Wagner & Co. Werkzeugmaschinen GmbH

Am 16. Dezember 1985 wurde dieses, auf dem ehemals Harkort´schen Gelände errichtete Unternehmen von weitblickenden Industriellen ins Leben gerufen. Mitbegründer war der Ingenieur Heinrich Oswald Wagner, der an dem technischen Fortschritt‘ des Werkzeugmaschinenbaues bemerkenswerten Anteil gehabt hat, aber seine Kraft auch als Stadtverordneter und ehrenamtlicher Stadtrat der Stadt Dortmund in den Dienst des Gemeinwohles stellte. Die Entwicklung der Firma gründete sich auf den Bau von großen und schweren, je nach Verwendungszweck als Präzisionsmaschinen anzusprechenden Werkzeugmaschinen für spanabhebende, ferner für spanlose Formung sowie für hydraulische Maschinen, letztere im Zusammenwirken mit der Tochtergesellschaft Adolf Kreuser G. m. b. H., Dortmund.

Wager & Co. Werkzeugmaschinen GmbH
So gingen, als Sonderausführungenn für die -Bedürfnisse der Hütten- und Walzwerke, der Eisenkonstruktionswerkstätten, Werften, Kesselbauanstalten und Bearbeitungswerkstätten für Eisenbahnmaterial, u. ä. Drehbänke, Hobelmaschinen, Richtmaschinen, Scheren und mechanische Pressen sowie hydraulische Pressen – und Räderwalzwerke in alle Welt. Es gab Jahre, in denen weit über die Hälfte der gesamten Produktion auf Auslandslieferungen entfiel. Neben den zahlreich ausgeführten kleineren Modellen bilden Maschinen mit Längenabmessungen von 50, 70 und mehr Metern, sowie mit Gewichten von 600 Tonnen, 800 Tonnen, ja bis zum Doppelten dieser Gewichte, keineswegs einmalige Ausführungen.

Krieg und Nachkriegszeit haben durch Bombenschäden sowie durch restlos durchgeführte Demontage das Werk schwer getroffen.


Weber & Adrian

Das im Februar 1934 auf dem Westenhellweg 31 gegründete Fachgeschäft für Damen- und Herrenmoden wurde nach voraufgegangenen kleineren Fliegerschäden bei dem Angriff am 6. Oktober 1944 ein Raub der Flammen, wobei der gesamte Warenbestand und die Einrichtung verlorenging.

Im September 1947 wurden die Ruinen des alten Gebäudes abgebrochen und mit dem Wiederaufbau begonnen. Bereits am 26. ]uni 1948 stand es der Kundschaft wieder zur Verfügung mit dem alten Leitsatz : Qualität und Eleganz.


Die Westfalenhütte Dortmund A.G.

Westfalenhütte Logo
Das Werk, das am 1. Oktober 1947 aus der Hoesch A.G. ausgegliedert wurde, kann auf ein Alter von 80 Jahren zurückblicken. Es liegt an der nordöstlichen Peripherie Dortmunds und wird von 3 Bahnlinien berührt. Vor dem Kriege war es hinter Harnborn und Rheinhausen der drittgrößte Stahlerzeuger Deutschlands. Im September 1950 wurde erstmalig seit 1939 die 100000-t-Grenze der Rohstahlerzeugung überschritten. Dieser Leistungserfolg, der im wesentlichen dem Einsatzwillen der Belegschaft zu danken ist, ist um so beachtlicher, als das Werk mit seinen damaligen Betrieben Hoesch-Benzin, Kaiserstuhl und Maschinenfabrik Deutschland während des Krieges von 18 Luftminen, 3371 Sprengbomben, 3045 Phosphorbomben und 28870 Stabbrandbomben getroffen war. Hinzu kam, daß bei den Bombenangriffen auf die Stadt Dortmund 2804 Belegschaftsmitglieder total und 10729 teilweise ausgebombt wurden, wodurch die soziale Lage der Belegschaft sich ganz besonders ungünstig gestaltete.
Im innerbetrieblichen Einsatz wurden beschäftigt:

1946 4500 Belegschaftsmitglieder / 1947 5500 Belegschaftsmitglieder / 1948 6000 Belegschaftsmitglieder
1949 8000 Belegschaftsmitglieder / 1950 9500 Belegschaftsmitglieder;
hinzu kommen (1950) 970 Angestellte und 900 Unternehmerleute.

Auf sozialem Gebiet fühlt sich die Westfalenhütte nicht nur der Belegschaft, sondern der breitesten Öffentlichkeit verpflichtet. Seit 1948 wurden rund 3000 Belegschaftsmitglieder kostenlos für zwei Wochen in Land- und Pensionsaufenthalte verschickt. Eine vorbildliche Kindererholungsanlage mit Kinderheimen, Planschbecken, Spielwiese, Sandkasten wurde in dem Gedanken geschaffen, allen Kindern des weitgehend zerstörten und übervölkerten Nordosten Dortmunds eine Stätte zu geben, in der sie im Sommer und Winter Erholung finden sollen. An den Kinderfesten im Jahre 1950 nahmen rund 25000 Kinder teil. Die Sport- und Erholungsanlagen wurden im Jahre 1950 von über 300000 Erholungsuchenden besucht. In sieben Kleingartenanlagen sind 1000 Schrebergärten geschaffen, die fast restlos eine eigene Wohnlaube besitzen. In Kirchderne befindet sich eine Eigenheimsiedlung im Bau, die 200 Siedlerstellen umfassen wird. Eine weitgehende Werksfürsorge umsorgt – immer steht der Mensch im Mittelpunkt allen Geschehens und aller Planung – den Menschen vom Säugling bis zum Pensionär und Rentner. Daß die Schaffung von Wohnraum besonders vordringlich behandelt wurde und wird, ist bei allem selbstverständlich.
Die Ausrichtung des Werkes dient nicht nur der Schaffung, sondern der Erhaltung der Arbeitsplätze und der Sicherung der Familie. Und darauf vor allem kommt es an.


Gustav Schade Maschinenfabrik

Die Firma wurde im Jahre 1880 gegründet und hatte sich aus einem kleinen Bauschlosserei-Betrieb auf dem Ostwall entwickelt. Durch zähe und konsequente Arbeit konnte eine stetige Vergrößerung des Betriebes erzielt werden, so daß bereits während des Ersten Weltkrieges am Block „Friedrich-Wilhelm“ über 100 Mann beschäftigt wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Dortmund-Schüren ein neues Werk mit modernsten Maschinen- und Montagehallen, Verwaltungsgebäude und sozialen Einrichtungen erbaut. Die Firma beschäftigte 1950 400 Menschen. Sie war nicht nur im Bergbau, sondern auch in der übrigen Industrie gut eingeführt und produzierte in erster Linie Maschinen und Apparate für Aufbereitungsanlagen, Stahlhochbauten sowie Transportanlagen. Darüber hinaus besitzt die Firma ein Schmiede-, Preß- und Stanzwerk, sowie eine Metall-Locherei, in der gelochte Bleche, Waffelbleche u. gehämmerte Bleche hergestellt werden.

Heute ist die Fabrik nicht mehr existent; große Teile des Fabriksgelände wurde 2007 abgerissen.

Ein inzwischen verfüllter Stollen, der in einigen Hundert Meter Entfernung lag, bot während des Krieges den Betriebsangehörigen und möglicherweise auch den Nachbarn Schutz.


Quelle: Von der toten zur lebendigen Stadt