Der aktive Luftschutz, eher als FLAK bekannt ist ein eigenständiges Thema, das hier nur am Rande behandelt werden muß, da sogenannte Feldstellungen keine echten baulichen Luftschutzmaßnahmen darstellen.
Nachdem die Organisation der Luftverteidigungszonen (LVZ) ca. 1939 abgeschlossen war, mußte die Reichsleitung Ende 1941 feststellen, daß trotz der bereits aufgebauten Luftabwehr zunehmend Alliierte Bomber und Tiefflieger fast nach belieben zu jeder Stadt vordringen konnten. Deshalb weitete man den aktiven Luftschutz nicht nur an den Grenzen, sondern auch in den Städten der I. Ordnung besonders aus. Das Ruhrgebiet im LGK VI wurde ab Mai 1940 quasi zu einem Bestandteil der LVZ.
Nach einzelnen Einsatzorten bzw. Feld – Stellungen von mobilen Flak-Einheiten (Flak = Flugabwehrkanone) zu recherchieren, brächte hier keine wesentlichen Erkenntnisse.
Erwähnenswert ist, daß im Ruhrtal eine zusätzliche Flak- Linie im Rahmen der LVZ- Ausweitung aufgebaut wurde. Die Luftabwehr zischen Hamm und Duisburg verfügte zeitweise über mehr als 1500 schwere Kanonen. Innerhalb der Revier – Städte stellte man nach den ersten größeren Angriffswellen vermehrt Flakbatterien und einzelne Geschütze auf. Diese standen, zum Leidwesen der zivilen Bevölkerung, teilweise innerhalb der Wohngebiete mitten auf der Straße, direkt an Wohnhäusern und in Parkanlagen. Häufig griffen Tiefflieger erkannte oder mutmaßlichen Stellungen „gezielt“ an.
Das Luftgau-Kommando VI Münster, aufgestellt am 12.10.1937, tätig vom 12.10.37 – 2.4.45:
Kommandierende Generäle: Gen August Schmidt und GenLt Ernst Dörffler,
Stabschefs: ObLt Dr. Max Ziervogel, Oberst Felix Vodepp, Oberst Erich Gröpler, Oberst Franz Böhme
Das u.a. für das Rheinisch – Westfälische Industriegebiet zuständige Stabs – und Flak- Regiment 67 wurde von den Kommandeuren Oberst Ernst Martin von 1942 – 1944, von Oberst Kurt Zausch zwischen 1944 – 24.2.45 und Major Kurt Andreas 25.2.45 – 5.45 befehligt.
1943 bestanden das Stab/Flak-Regiment 67 (Flakgruppe Bochum) unter der 22. Flak- Division lediglich aus der s.133, s.301 s.463 , s.524, le. 839, le. 887 Ausw.Zug 22 und Ausw.Zug 254 Im Mai 1944 bestanden die Flakgruppen Bochum schon aus der s.133, s.301, s.463, s.524, le.839, le.887, le. 1./924, s. 2./446 (E) und als besondere Verstärkung zusätzlich aus s. Flak-Batterien zbV 10405, 10407, 10414, 5577
Mit der ständig konzentrierteren Zunahme der Angriffe auf das Ruhrgebiet und die kriegswichtigen Industrieanlagen (Duisburg bis Dortmund) befehligte die Heeresleitung und das LGK VI weitere Flak- Unterstützung nach Bochum.
Im Nachbarort Bochum standen beispielsweise nach August 1944 stand in Bochum folgende Flakabwehr:
s.133 mit 2 Batterien
s. 273 le. 277 (E)
s.301 mit 6 Batterien
s. 402 s. 446 (E)
s.463 mit 7 Batterien
s. 524 le. 839 le. 887;
weiterhin s.Flak- Batterie zbV 5777, 10405, 10414, 10415 Unterstützung durch Flakscheinwerfer-Batterien und Luftnachrichten- und Meldezentralen
(Abkürzungen: s = schwere Flak; le = leichte Flak; E = Eisenbahngeschütz; zbV= zur besonderen Verwendung)
In Dortmund war die Flugabwehr an ca. 33 Standorten untergebracht. In und um den Stadtteil Hörde herum gab es noch 12 weitere leichte Flak-Geschütze.
Gemäß einer Aufstellung aus dem Stadtarchiv Dortmund – die als Geheim eingestuft war – gab es im Stadtbezirk von Groß-Dortmund nachfolgende militärische Einquartierungen (Offz/Uffz. und Mannschaften) (Stand 01.01.1940):
Leichte Flak-Reserve Batt. 22 / Armin-Schule Dortmund Grevel / 14
Stab Res. Flak-Abtlg. 243 / Hochschule für Lehrerausbildung / 40
Res. Flak-Abtlg. 243 / Feldpostnummer 23273-HJ-Heim Dortmund Sölde/ 30
Stab Res. Flak-Abtlg. 401 / Feldpostnummer 09768 Dortmund Barop / 74
I. Flak-Res.-Abtlg. 401 / Holzwicked / 17
II. Flak-Res.-Abtl.g 401 / Dortmund-Hörde, Kipsburg / 16
III. Flak-Res.-Abtlg. 401 / Dortmund-Löttringhausen / 18
V. Flak-Res.-Abtlg. 401 / Dortmund-Huckarde / 2
III. Flak-Res.-Abtlg. 406 / Dortmund-Menglinghausen, Schule / 11
Flak / Dortmund-Syburg / 82
V. Flak-Res.-Abtlg. 404 / 56
Fliegerhorst-Komm. / Fl. Abw.-Gr. / 14
Kw.-Werkstattzug der Luftwaffe / Dortmund-Sölde / 30
Luftwaffenbauamt / 5
Luftw[affen]. Nachschub-Komp[anie]. 10/6 / Dortmund-Brackel, Schule / 100
9. Luftw.Flugm.-Res. Rp. 6 (oder KP. 6) / 11
Heeres-Abnahmestelle / Dortmund-Hörder-Hüttenverein DHHV / 9
unbekannt / Feldpostnummer 14799 / 14
unbekannt / Feldpostnummer 17614 / 30
unbekannt / Feldpostnummer 22108 / 2
unbekannt / Feldpostnummer 19935 / 15
unbekannt / Feldpostnummer 24413 / 13
unbekannt / Feldpostnummer 26127 / 6
Höheres Kommando XXXII. / Feldpostnummer 09248, Flak-Kaserne / 31
An strategischen Stellen bauten Wehrmacht und Luftwaffe in den Randbezirken der Städte befestigte Flakstellungen mit grösseren Kalibern auf. Manchmal standen dem Flak – Personal sogar militärische Gruppenunterstände als Schutzräume zur Verfügung. In einem Fall d beispielsweise konnte sich die Flakbesatzung direkt von dem Geschütz aus in einem Holzstollen vor Tieffliegerangriffen und Bombensplittern in Sicherheit bringen.
Wenn eine Flak zu schiessen begann, auch ohne Fliegeralarm, war es sinnvoll und angeordnet, dass alle Personen schnellstmöglich Schutzräume oder andere sichere Örtlichkeiten aufsuchen. Dies hatte den Grund, weil die Splitter, die einzelnen Teile der in der Luft explodierten Granaten und die Geschosse von den Gesetzen der Physik (Schwerkraft) nicht ausgeschlossen waren. Das Bodenstück der bekannten Granate Kaliber 8,8 cm wiegt z.B. rund 900 g und kann mühelos ein Ziegeldach und zwei der früher üblichen Holzböden durchschlagen. Eine noch grössere Gefahr bestand durch abgeschossene, abstürzende Flieger. Aus diesem Grund war die Bevölkerung nicht nur durch die feindlichen Bombenabwürfe gefährdet, sondern ebenso durch die eigenen Abwehrmassnahmen.
Flak – Flugabwehr – historisch – technisch
Die Flugabwehr war eines der fortschrittlichsten Gebiete der damaligen Wehrtechnik. Wegen der besonderen Anforderungen wurden mit der Weiterentwicklung der FLAK relativ viele Fachleute, meist Wissenschaftler, herangezogen und mit der Forschung betraut.
Luftziele haben besondere Eigenheiten, wie die dreidimensionale Bewegung im Raum, hohen Geschwindigkeiten und kleine Flächen, die das Ziel bietet, und diese Eigenheiten verlangen zur Lösung der Aufgabe, diese zu bekämpfen, den Einsatz in den Bereichen Physik, Optik, Mechanik und Elektrotechnik und stellten hohe Anforderungen an die Genauigkeit, Bearbeitung und Fertigung der Geräte. Durch den sprunghaften Anstieg des Flugwesens und die Verzögerung der Entwicklung der Flugabwehr nach dem ersten Weltkriege, machten diese Forschungsbereiche im zweiten Weltkrieg zu den wichtigsten in der Wehrtechnik.
Die Flugabwehr wird in drei große Aufgabengebiete eingeteilt:
1. Bestimmung des jeweiligen Orts des Flugzeugs durch Messen des Seitenwinkels, zählend von einer beliebigen, im allgemeinen mit der Nordrichtung zusammen- fallenden Nullrichtung, des Höhenwinkels über dem Horizont und der Entfernung. Die hierzu dienenden Geräte sind die Entfernungsmesser, bei Nacht in Verbindung mit Richtungshörern und Scheinwerfern.
2. Bestimmung des immer vor dem augenblicklichen Ort des Ziels gelegenen Punkts im Raume, auf den die Waffen zu richten sind, damit nach Ablauf der Flugzeit des Geschosses Flugzeug und Geschoss zusammentreffen. Dieser Aufgabe dienen Flakvisiere und Flak-Kommandogeräte.
3. Schaffung von Sonderwaffen für kleine Entfernungen von wenigen hundert Metern bis zu grossen Entfernungen von mehr als 10 000 Metern, die in ihrem Aufbau den Eigenheiten der Flugzeugbekämpfung Rechnung tragen. Hierzu gehören auch Geschosse mit besonderen Zündern und Einrichtungen für die Zünderstellung.
Die wichtigsten Geräte:
Entfernungsmessung
Die Entfernungsmessung kann grundsätzlich so durchgeführt werden, dass in einem bestimmten, genau vermessenen Abstand von mehreren Kilometern, der Basis, zwei Theodolite oder entsprechende Winkelmessgeräte aufgestellt werden, die die Seitenwinkel und Höhenwinkel messen, unter denen von den beiden Ständen aus gesehen das Flugzeug erscheint. Aus diesen Winkeln lässt sich durch einfache trigonometrische Beziehungen die Entfernung oder die Höhe des Flugzeugs über der Horizontalebene berechnen. Dieses Verfahren, Zweistand- oder Langbasisverfahren genannt, praktisch nur im WK I gebraucht , wurde aber im WK II nicht mehr angewendet, da die Vorbereitungsarbeiten für die Aufstellung der Vermessungsgeräte, die Schwierigkeit der Anweisung beider Stände auf das gleiche Ziel, wenn mehrere Flugzeuge gleichzeitig in der Luft sind, und die Störungen bei wolkigem Himmel die schnelle, zuverlässige und laufende Messung beeinträchtigten.
Im 2. Weltkrieg wurde das Einstandverfahren eingeführt, bei dem die Entfernungsmessung mit einem optischen Gerät von mehreren Metern Basislänge erfolgte, durch das der Winkel gemessen werden konnte, der am Ziel durch die beiden zu den Objektiven gehenden Strahlen eingeschlossen wird. Dieser Winkel ist die Parallaxe. Die kleinen Winkelwerte in der Grössenordnung von Bogenminuten, die hierbei zu messen sind, verlangten von den Geräten höchste Präzision. Man unterscheidet bei den Entfernungsmessern (Telemetern) grundsätzlich zwischen den monokularen Halbbildgeräten und den binokularen Raumbildgeräten. Bei ersteren ist das Gesichtsfeld waagerecht geschnitten, wobei in der unteren Hälfte das von dem einen Objektiv entworfene und in der oberen Hälfte das vom anderen Objektiv entworfene Bild des Zieles erscheint. Beide Bilder sind je nach der Zielentfernung verschieden stark gegeneinander versetzt. Durch Verdrehen eines Messkeilsystems mit dem Messkopf werden beide Bilder in Übereinstimmung gebracht und dadurch der Winkel am Ziel, der dem Kehrwert der Entfernung gleich ist, gemessen. Je nach der Art, wie die Bilder zu sehen sind, unterscheidet man zwischen den Schnittbild- (Koinzidenz-) und den Kehrbild- (Invert-)Geräten.
Wegen der Schwierigkeit der Messung nach einem schnell beweglichen Ziel und der Beschränkung des Gesichtsfeldes haben sich für das Messen nach Flugzeugen immer mehr die Raumbildgeräte durchgesetzt. Bei diesen beruht die Messung auf dem durch die Vergrösserung des normalen Augenabstandes von 60 bis 70 mm auf mehrere Meter ermöglichten räumlichen Eindrucks des Flugzeugs. Durch Betätigen des Messknopfes wird eine ebenfalls räumlich erscheinende Messmarke solange der Tiefe nach verschoben, bis sie mit dem Flugzeug in der gleichen Entfernung zu liegen scheint. Die hierzu am Messknopf auszuführende Drehbewegung entspricht dann wieder dem Kehrwert der gesuchten Entfernung des Ziels. Die vor und hinter der Messmarke liegenden Hilfsmarken verstärkten dem Einmessenden den räumlichen Eindruck von der Lage der Marke. Auf Grund der trigonometrischen Beziehung zwischen der Entfernung, dem Höhenwinkel und der Zielhöhe über dem Horizont lässt sich durch Einführen der Höhenwinkelfunktion auch die Höhe messen.
Die Richtungshörer
Die Richtungshörer arbeiten entweder nach dem Maximal- oder dem Binauralverfahren. Während bei ersterem die Richtung gesucht wird, in der der aufgefangene Schall seinen Grösstwert hat, beruht das zweite auf der Unterscheidungsmöglichkeit zeitlicher Unterschiede von sehr kleinen Grössen zwischen dem Eintreten des Schalls in das eine und das andere Ohr.
Die Richtungshörer hatten im allgemeinen vier Horchtrichter, von denen je zwei zu einer Horchbasis zusammengefasst sind. Die beiden nebeneinander angeordneten und um eine senkrechte Achse schwenkbaren Trichter bilden die Horchbasis für den Seitenwinkel, die beiden übereinander angeordneten und um eine waagerechte Achse schwenkbaren bilden die Horchbasis für den Höhenwinkel. Zur Bedienung gehört je ein Mann für die Seite und Höhe und ein Mann für den Schallverzugsrechner. Die Genauigkeit der Schallortung beträgt etwa ± 2°. Von dem Richtungshörer werden die gehorchten Werte durch ein elektrisches Übertragungsgerät an die Richtsäule übertragen. In dieser befinden sich Folgezeigerempfänger, die durch Handbedienung in Deckung gehalten werden. Gleichzeitig wurde die elektrische Fernsteuerung der Scheinwerfer durchgeführt.
Die Kraftversorgung für die Scheinwerfersteuerung und das Übertragungsgerät geschieht in mobilen Einheiten durch den Motor des Kraftwagens oder über einen zusätzlichen Generator. Die Abstände zwischen den einzelnen Geräten mußten so gewählt werden, daß die Horchtätigkeit durch den Wagenmotor bzw. des Generators und die Richttätigkeit des Scheinwerfers durch den Leuchtkegel möglichst wenig beeinträchtigt wurden. Bei aufgefasstem Ziel durch Scheinwerfer wurde das Horchgerät abgeschaltet. Der Scheinwerfer wurde dann durch den Beobachter an der Richtsäule bedient.
Die Scheinwerfer
Die Scheinwerfer wurden durch die Spiegeldurchmesser gekennzeichnet, die meist zwischen 100 und 150 cm, seltener auch darüber lagen. Der Spiegel und die Lampe bilden die wichtigsten Teile. Der Spiegel ist entweder aus Glas oder Metall und die Lampe eine Bogenlampe extremer Leistung mit der eine Reichweite von ca. 10 km erreichbar war. Das Gehäuse war so gelagert, dass der Scheinwerfer der Seite nach um 360°, der Höhe nach bis über 90° geschwenkt werden konnte. Durch eine von außen bedienbare Blende war der Scheinwerfer nach Belieben ab- oder aufblendbar. Zur Bedienung waren immer zwei Leute erforderlich, die das Gerät nach der Seite und der Höhe bewegten. An Stelle der fernmündlichen Übertragung der Richtwerte vom Richtungshörer wurde fast immer die elektrische selbsttätige Übertragung verwendet.
Flak – Kommandogeräte
Auf Grund der durch das laufende Verfolgen und Anmessen des Flugzeugs festgestellten Seitenwinkel, Höhenwinkel und Entfernungen wird der Treffpunkt berechnet, auf den die Geschütze zu richten sind. Die Aufgabe besteht darin, die Verbesserungen für die Winkel und die Entfernung zu ermitteln, die während der Flugzeit des abgefeuerten Geschosses vom Geschütz zum Flugzeug durch die Auswanderung des Ziels gegenüber dem im Augenblick des Abfeuerns bestandenen Standort eintreten. Diese Aufgaben der Berechnung wurden durch die notwendige grösstmögliche Rechengenauigkeiten bedeutend erschwert. Die Lösung der verschiedenartigen mathematischen Beziehungen mit der erforderlichen Schnelligkeit und Genauigkeit waren nur mit dem Einsatz besonderer Geräte, den so genannten Flakkommandogeräten, möglich, in denen die einzelnen Rechengänge durch einfach zu bedienende oder selbsttätige, mechanische oder elektrische Getriebe ausgeführt werden. Alle Rechenoperationen mussten, wegen der besonderen Aufgabenstellung, kontinuierlich erfolgen.
Die Übereinstimmung von Geschossflugzeit und Flugzeug an einem voraussichtlich errechneten Punkt im Raume kann nur durch Extrapolation der bisherigen Zielbewegung berechnet werden. Flog das Ziel bisher geradeaus, so muss angenommen werden, dass es auch während der Geschossflugzeit weiter geradeaus fliegen wird; flog es bisher in einer Kurve, so muss das gleiche auch für die Dauer der Geschossflugzeit angenommen werden. Sind derartige Voraussetzungen bei plötzlich sich willkürlich ändernden Flugzeugbewegungen nicht möglich, so konnten keine gezielten Schüsse erfolgen. Alle Bewegungen des Flugzeuges in der Zeit, zwischen dem Abschuss des Geschosses und dem errechneten Zielpunkt in der Luft ist, konnten, wenn sie nicht aus dem vorhergehenden Zielweg abgeleitet wurden, nicht berücksichtigt werden, heisst letztendlich kein Treffer. Um diese Fälle weitgehend zu beschränken, sollten alle Verzugszeiten, hauptsächlich die Geschossflugzeiten, so klein wie möglich sein. Dadurch wurden die Änderungsmöglichkeiten der Flugzeuge geringer und die möglichen Abweichungen kleiner, so dass durch gleichzeitiges Schiessen mehrerer Geschütze und den damit vergrösserten Streubereich immer noch Treffermöglichkeiten bestanden
Es gab zwei Arten von Flakkommandogeräten. Diese wurden unterschieden nach der Art, in der die Vorhaltrechnung
im Gerät durchgeführt wurde, also lineare und Winkelgeschwindigkeits- Geräte. Bei ersteren wurden jeweils die Flugzeugbewegung: Geschwindigkeit, Kurs und Neigungswinkel ermittelt und diese Werte den weiteren Berechnungen zugrunde gelegt. Bei den Winkelgeschwindigkeitsgeräten dagegen bestimmte man die Geschwindigkeiten, mit denen sich beim Verfolgen des Ziels die Seiten- und Höhenwinkel und die Entfernungen ändern. Aus diesen Werten ergab sich durch Multiplikation mit der Geschossflugzeit entweder die Auswanderungsstrecke (Zielgeschwindigkeit mal Geschossflugzeit) bei den linearen Geräten oder die Vorhaltwerte (Winkelgeschwindigkeit mal Geschossflugzeit) bei den Winkelgeschwindigkeitsgeräten. Erschwerend war die Notwendigkeit der Berücksichtigung der Beschleunigungen und der höheren Ableitungen. Das Ergebnis einer Vorhaltrechnung ist der immer vor dem Flugzeug herlaufende Treffpunkt in den Koordinaten, in denen im Gerät die Rechnung durchgeführt wurde. Diese müssen in die am Geschütz einstellbaren umgewandelt und durch die ballistischen Eigenschaften des Geschützes verbessert werden. Für den Seitenwinkel kommen die Verbesserungen durch den Drall, die Drehbewegung des Geschosses um die Längsachse, für den Höhenwinkel der durch die Einwirkung der Schwerkraft auf das fliegende Geschoss bedingte Aufsatzwinkel hinzu. Die Treffentfernung muss in einen Zeitwert umgewandelt werden, der, am Zünder des Geschosses eingestellt, den Augenblick angibt, in dem das Geschoss nach Verlassen des Rohrs zur Explosion gebracht wird. Auf alle drei Werte kommen dann noch die Verbesserungen für den Wind und sonstige atmosphärische Einflüsse, auf die Zünderstellung noch die Verbesserung für die Ladeverzugszeit.
Die Anforderungen, die an das Kommandogerät gestellt wurden, waren sehr hoch. Die Eigenheiten der militärischen Verwendung verlangten in erster Linie einfache Bedienung, um mit wenig oder kaum vorgebildetem Personal arbeiten zu können. Die Verhältnisse einer Feldverwendung fordern auch heutzutage noch von militärischem Gerät widerstandsfähigen Aufbau und Unempfindlichkeit gegen Erschütterungen bei der Beförderung sowie gegen Staub, Regen und Kälte. Die Problemstellung eines Luftziels erfordern anderseits hohe Rechengenauigkeit der Geräte, laufende und zeitlich verlustlose Berechnung der Geschützwerte und Beweglichkeit des Rechenvorgangs in der schnellen Anpassung an veränderliche Zielbewegungen. Die verschiedenartigen Anforderungen, die sich zum Teil erheblich widersprechen, ließen sich nur mit technisch mathematisch ausgereiften Geräten verwirklichen.
Die Getriebe in Feuerleitgeräten
Die Aufgabe der Feuerleitgeräte bestand im mechanischen Lösen mathematischer und geometrischer Beziehungen. Die hierfür entwickelten Getriebe zum ausführen von Additionen und Multiplikation zum Bestimmen trigonometrischer Funktionen und des Differentialquotienten sowie zum lösen von Funktionen mit zwei bzw. mehreren Veränderlichen basierten auf Erfindungen des 17. und 18, Jahrhunderts. Eine dieser Erfindungen war die mechanische Rechenmaschine von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716), weitere im aktiven Luftschutz wichtige Erfindungen waren die des Charles Babbage, eines „lucassischen“ Professors für Mathematik in Cambridge. Dieser gilt als der Erfinder der „Differential Engine“ und der „Analytical Engine“ deren Pläne er 1834 bereits hatte. Aber auch eine Ada Lovelace (1815 – 1852) findet hier ihren Platz als Begründerin des wissenschaftlichen Rechnens. Letztere übersetzte 1842 eine Abhandlung des italienischen Mathematikers Louis Menebrea über die Analytical Engine.
Die Feuerleitgeräte dienten dazu, auf Grund der Zielverfolgung mit optischen Einrichtungen die Schusswerte, die zum Bekämpfen des Zieles an die Geschütze zu geben und dort einzustellen waren, zu ermitteln. Die Getriebe dieser Geräte waren dadurch gekennzeichnet, dass sie zum Lösen geometrischer und mathematischer Beziehungen dienten und dass zum Bedienen der Geräte keine besonderen Kenntnisse und Vorbildungen vorausgesetzt wurden, sondern die Handhabung schnell von jedem Mann erlernbar war.
Geometrische Lösung. In den Lösungsmöglichkeiten der Aufgaben der Feuerleitgeräte kann man zwei Wege unterscheiden, die am besten an einem Beispiel erläutert werden. Eine häufig vorkommende Aufgabe ist die der Bildung der geometrischen Summe ‘zweier Komponenten. Sie kommt vor bei Schiffen zur Ermittlung der „relativen“ Fahrt aus der eigenen Fahrt und der des Gegners, bei Luftzielen zum Bestimmen der wirklichen Zielgeschwindigkeit aus der Eigengeschwindigkeit und der Windgeschwindigkeit, bei der „Vorhaltrechnung“ zum Bestimmen der Treffentfernung und deren Seitenwinkel aus der Meßentfernung und deren Richtung und der Auswanderungsstrecke. Derartige einfache Geräte sind unter der Bezeichnung „Dreieckrechner“ oder „Dreieckauflöser“ im Heer sehr viel im Gebrauch und dienten auch dazu, bei einem Stellungsunterschied zwischen Beobachtungsstelle und Geschütz die Seitenrichtung und Entfernung des Zieles, bezogen auf das Geschütz, aus den für den Beobachtungsstand bekannten Größen zu bestimmen. Über einer mit einer Teilung versehenen Kreisscheibe bewegen sich konzentrisch zwei mit Teilung versehene Lineale und auf dem einen der beiden verschiebbar ein drittes. Ausser der geometrischen Lösung dieser Aufgabe ist eine zweite möglich, die algebraische Von den trigonometrischen Funktionen können die Sinus- und Cosinus-Werte oder unmittelbar die Produkte sin a oder cos a durch Verwirklichung der geometrischen Darstellung gefunden werden. Eine andere Möglichkeit war, die Sinus- und Cosinus-Werte in Form von Kurven- oder Nockenscheiben darzustellen, so dass der Funktionswert als Radiusvektor nach Verdrehen um den Winkelwert abnehmbar war ähnlich wie beim Tangensgetriebe
Differentiation
Eine häufig vorkommende Aufgabe ist die der Bestimmung von Ableitungen nach der Zeit irgendwelcher Bewegungsgrössen, sei es der des Gegnerweges, um die Zielgeschwindigkeit zu ermitteln, seien es die der Winkelveränderungen beim Verfolgen des Zieles zum Errechnen der Winkelgeschwindigkeiten. Grundsätzlich dienten diesen Zwecken die Umdrehungszähler oder Tachometer. Ihr Verwendungsbereich wurde jedoch stark begrenzt, da die Zahl der Umdrehungen in der Minute häufig sehr klein waren, wodurch die Ungleichmässigkeiten der Bewegung bei Handantrieb zu stark pendelnden Anzeigen führten, und dass der Geschwindigkeitswert nicht unmittelbar in den Rechengang gegeben, sondern nur zur Anzeige gebracht werden konnte. Man bedient sich deshalb mit Vorliebe der Reibradgetriebe, die aus einer mit konstanter Umdrehungszahl angetriebenen Reibscheibe, einer radial dazu verstellbaren Reibrolle und einer radial gelagerten Reibwalze bestanden. An der Reibrolle bestand immer Gleichheit der Umdrehungsgeschwindigkeit der Reibscheibe und der Reibwalze. Das Reibradgetriebe konnte auch zum Ausführen von Multiplikationen mit den zeitlichen Ableitungen benutzt werden, wenn der Antrieb der Reibscheibe nicht mit konstanter Drehzahl, sondern nach dem Kehrwert des mit den Ableitungen zu multiplizierenden Faktors geregelt wurde. Eine andere Möglichkeit zum Bestimmen zeitlicher Ableitungen ist in Anlehnung an die geometrische Bestimmung des Differentialquotienten die, den zu differenzierenden Wert aufzuzeichnen und die Tangente daran zu legen.
Funktionen mit zwei Veränderlichen
Eine besondere Rolle in den Feuerleitgeräten spielt die Ermittlung und Verarbeitung der die Ballistik des Geschützes betreffenden Funktionen. Die Schusstafel gibt für jedes durch Geschossform, Kaliber und Anfangsgeschwindigkeit gegebene Geschoss die empirisch- rechnerisch gefundenen Gesetzmässigkeiten an, die zwischen den vom Geschoss unter den verschiedenen Rohrerhöhungen zurückgelegten Entfernungen und Höhen und den Flugzeiten bestehen. Während für waagerechte Ziele (Seeziele) der Aufsatzwinkel (d. i. der Winkel, den das Rohr beim Abschuss mit der Waagerechten bildet) ein Mass für die Entfernung und die Geschossflugzeit ist, ist bei Luftzielen eine doppelte Abhängigkeit vorhanden. Unter gleichen Rohrerhöhungswinkeln können ganz verschiedene Ziele in verschiedenen Höhen und mit verschiedenen Entfernungen je nach der Länge der Geschossflugzeit beschossen werden. Bei Luftzielen sind demnach der Aufsatzwinkel und die Geschossflugzeit von zwei willkürlich Veränderlichen abhängig, wobei diese beiden aus folgenden Werten zu wählen sind: Schrägentfernung , Höhe, Kartenentfernung und Höhenwinkel
Überertragungsgerät
Die im Kommandogerät errechneten Geschützwerte wurden durch das elektrische Übertragungsgerät weitergeleitet. Es bestand aus den Gebern, die im Kommandogerät von den Ergebniswerten mechanisch angetrieben wurden, den Kupplungskästen am Kommandogerät und den Geschützen, dem Verteiler in der Mitte der Batterie und den Empfängern an den Geschützen. An den Geschützen wurde der elektrisch übertragene Wert durch Zeigerstellung oder durch Aufleuchten von Lampen angezeigt. Konzentrisch zu den Anzeigeeinrichtungen bewegen sich Gegen- oder Folgezeiger, die mechanisch mit den Richtmaschinen des Geschützes verbunden sind. Die Tätigkeit der Bedienungsleute bestand darin, die Folgezeiger stets in Deckung zu halten mit den elektrisch angetriebenen Zeigern, so daß die vom Kommandogerät errechneten Werte auf die Geschütze übertragen wurden, ohne dass den Bedienungsleuten die zahlenmäßigen Grössen der Werte dabei
überhaupt bekannt waren. Das Übertragungsgerät war ein Fernmeldegerät
mit relativ hoher Genauigkeit, das den Geberwert ohne Verzugszeit auf eine Entfernung von mehreren 100 m anzeigte. Es musste einfach und betriebssicher im Aufbau sein und am Geschütz die Schusserschütterungen aushalten können. Weiterhin verlangte der feldmäßige Betrieb die Stromversorgung aus Sammlern, da die Abhängigkeit von einem stets betriebsfertigen und während des Arbeitens des Kommandogeräts dauernd laufenden Maschinensatzes zu Störungen führen konnte.
Gesamtanlage einer schweren Flakbatterie
Die Gesamtanlage einer schweren Flakbatterie bestand aus Maschinenzentrale, Generator mit Akkustation, ggf Stromzuleitung vom öffentlichen Netz, somit gab es auch Verteiler, Entfernungsmesser, Kommandogerät, Übertragungsgerät, Geschütze, Fernsprechhauptverteilerkasten, Fernsprechverteilerkasten am Geschütz, Horchgeräte und Scheinwerfern.
Leichte Flugabwehrkanonen
Die bisherigen Ausführungen bezogen sich auf die Flugabwehr mit mittleren und schweren Flugabwehrkanonen, die eine Bekämpfung der Flugzeuge bis auf 10 000 m Entfernung oder 8 000 bis 9 000 m Höhe bei einer grössten Geschoßflugzeit von etwa 30 s gestatten. Für kleine Entfernungen unter etwa 3 000 m verwendete man die leichten Flugabwehrkanonen vom Kaliber 4,0 cm, 3,7 cm, 2,5 cm oder 2 cm und schliesslich die Maschinengewehre, wobei die 2 cm-Waffe im allgemeinen bis 2 000 m und die Maschinengewehre bis höchstens 1 000 m eingesetzt wurden.
Diese Waffen sind Maschinenwaffen, bei denen das Laden, Abfeuern, Auswerfen und Spannen selbsttätig geschieht. Die zur Ausführung dieser Arbeitsgänge benötigte Energie wird bei den Gasdruckladern dem Gasdruck, ehe das Geschoss das Rohr verlässt, oder bei den Rückstossladern dem Rückstoss nach Abgabe des Schusses entnommen. Durch die selbsttätige Arbeitsweise der Waffe kann die durch die zu bewegenden Massen bedingte grösste Feuergeschwindigkeit eingehalten werden. Sie betrug bei den grösseren Waffen 100 bis 200 Schuss/min und steigt mit abnehmendem Kaliber auf 200 bis 300 Schuss, bei den Schnellfeuerwaffen sogar bis etwa 500 Schuss/min. Diese Feuergeschwindigkeit gibt das Zeitmass an, in dem die in den Magazinen enthaltenen Geschosse verfeuert werden können. Durch das erforderlich werdende Nachladen durch Einsetzen neuer Magazine konnte in der Realität eine Abgabe der Schusszahlen, die der Feuergeschwindigkeit entsprechen, eine Minute lang nicht durchgeführt werden. Eine solche Belastung hätten die Rohre auch nicht aushalten können. Bei den grösseren Waffen enthalten die Magazine etwa 6 bis 8 Schuss, bei den kleineren Waffen etwa 20 Schuss. Durch Auswechselbarkeit der Rohre konnte bei Erwärmung, die bei der meistens verwendeten Luftkühlung schnell eintritt, die Waffe schnell wieder feuerbereit werden.
Quellen:
Pläne, Luftbildauswertungen, Zeitzeugen
Sonderheft Flugabwehr VDI – Verlag GmbH, Berlin 1940
Verschiedene Schriften, Stadtarchiv Bochum
SBB – Auswertung
Luftschutz in Bochum, Maehler Ide, 2005 (index.php?page=267)
Lesen Sie auch den Artikel Der Flugemeldedienst