Das Wesen einer guten Propaganda besteht darin, dass sie unmerkbar wirkt. Derjenige, an den sich ein Werbemittel wendet, muss, sofern dieses Mittel gut ist, dessen propagandistischem Einfluss erliegen, ohne zu empfinden, dass er einer Werbung „zum Opfer gefallen ist“. Nicht jeder gesteht sich gern ein, dass er zu einer Entscheidung nicht durch eigene Einsicht und Überlegung, sondern durch eine geschickte Aufklärung und Werbung gekommen ist. Ein Werbemittel, das laut, plump und deshalb meist wenig überzeugend den zu Werbenden auffordert, sich in einer bestimmten Richtung zu entscheiden, wird meist das Gegenteil erreichen und abstoßend wirken. In dieser Erkenntnis liegt das Geheimnis der Werbekunst bewahrt. Unter Zugrundelegung dieser Erkenntnis muss auch von jedem Nichtwerbefachmann die vom Reichsluftschutzbund betriebene Aufklärung der Bevölkerung zum Zwecke der Werbung für die Mitarbeit im zivilen Luftschutz betrachtet werden.
Die Bedeutung der politischen Propaganda – und auch die Luftschutzwerbung ist eine solche im Gegensatz etwa zur Wirtschaftspropaganda! – wird am treffendsten gekennzeichnet durch das stolze Wort des Meisters moderner politischer Propaganda, des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels:“ Was wäre die Bewegung ohne die Propaganda!“
Presse
Die Macht der Presse gilt auch noch in der heutigen Zeit des Rundfunks und des Films. Sie muss daher als das erste und bis zu einem gewissen Grade bedeutsamste Werbemittel auch in den Dienst der Luftschutzaufklärung gestellt werden. Bei den Landesgruppen des RLB sind neben den Werbeleitern daher noch Pressesachbearbeiter eingesetzt, deren Tätigkeit eine außerordentlich vielgestaltige ist. Zunächst müssen sie eine enge Verbindung herstellen zu den Schriftleitungen aller Zeitungen und Zeitschriften ihres Dienstbereiches. Grundsatz für die Pressearbeit ist Schnelligkeit und Kürze. Je schneller ein Bericht, eine Stellungnahme oder eine sonst wie zur Veröffentlichung vorgesehene Zuschrift dem Ereignis bzw. dem Anlass folgen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch abgedruckt werden. Je kürzer ein Bericht oder ein aufklärender Beitrag ist, um so lieber wird ihn die Zeitung bringen. Selbstverständlich müssen alle Beiträge inhaltlich hieb- und stichfest und stilistisch einwandfrei sein. Werbeleiter und Pressereferent müssen verstehen, mit den Augen des nicht luftschutzkundigen Lesers zu sehen und nach diesem Gesichtspunkt die Abfassung von Beiträgen vornehmen. Sie dürfen dabei aber keine ungerechtfertigten Ansprüche an die Presse stellen und nicht übersehen, dass für diese ganz bestimmte journalistische Gesetzmäßigkeiten Geltung haben.
Schrifttum
Auch das allgemeine Luftschutzschrifttum ist ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Aufklärung der Bevölkerung und die Ausbreitung des Luftschutzgedankens. Derjenige ist im Irrtum, der nach dem Besuch eines Luftschutzlehrganges glaubt, nunmehr das ganze Sachgebiet des Luftschutzes zu beherrschen. Und wer sich mit der Problematik des Luftschutzes eingehender befasst, wird sogleich erkennen, dass dieses Gebiet der Luftverteidigung geradezu eine Wissenschaft für sich ist, die in die verschiedenartigsten Wissensgebiete eingreift und die vor allem immer neue Erkenntnisse und veränderte Vorstellungen bedingt. Wer also in irgendeiner Stellung an der Gestaltung des deutschen zivilen Luftschutzes schöpferischen Anteil nehmen oder sich dem Luftschutz hauptberuflich widmen will, muss unter allen Umständen zu der vorhandenen Luftschutzliteratur greifen. Diese ist so reichhaltig und vielgestaltig, dass sie allen Anforderungen gerecht werden kann.
Ein Werbemittel, das besonders der schnellen Aufklärung und Unterweisung dient, manchmal jedoch nur von örtlich begrenztem Wert ist, ist das Flugblatt. Mit seiner Hilfe können auf verhältnismäßig billige Weise große Volksteile fast schlagartig erfasst werden. Dabei sollte weniger eine Verteilung auf Straßen und Plätzen vorgenommen werden, da diese immer einen großen Materialverlust bedeutet. Eine systematische Austeilung wird vielmehr in der Weise durchgeführt, dass in den Briefkasten jeder Wohnung am Sonntagvormittag, wenn Zeit und Muße zum Lesen vorhanden sind, ein Flugblatt eingeworfen wird. Auch bei Luftschutz- und Verdunkelungsübungen und ähnlichen Anlässen stellt das Flugblatt ein unentbehrliches Mittel der Aufklärung und Werbung dar.
Filme und Lichtbilder
Filme und Lichtbilder sind Mittel, ohne die eine anschauliche Luftschutzaufklärung überhaupt nicht denkbar ist. Deutlicher und eindringlicher als Worte es je vermögen, geben Film und Bild Einblick in Wesen und Wirken des zivilen Luftschutzes. Eine große Anzahl von Filmen, die laufend vermehrt wird, und zahllose Bilder in Form von Bildbänden, Diapositivreihen und Epidiaskopbildserien nebst den dazugehörigen Vorträgen sind in den Dienst der Aufklärung und Werbung gestellt worden. Aufgrund der Tatsache, dass Tonfilmapparaturen bei den RLB-Dienststellen noch nicht in entfernt genügendem Maße vorhanden sind, wurden die meisten Filme, darunter auch der große Werbefilm „Volk in Gefahr“, mit voller Absicht in stummer Fassung hergestellt. Mit Hilfe von Schmalfilmgeräten werden die Filme in vielen hundert Kopien allenthalben zur Vorführung gebracht.
Rundfunk
Der Rundfunk ist ein Aufklärungs- und Werbemittel, das bei seiner Bedeutung und seiner Breitenwirkung ungemein vielgestaltige Möglichkeiten zur Werbung für den Luftschutz besitzt. Es ist dabei weniger gedacht an Luftschutzvorträge als an Reportagen aus der Luftschutzausbildung, von Übungen und Maßnahmen des praktischen Selbstschutzes, an Zwiegespräche, Hörspiele und mancherlei mehr. Auf dem Gebiet des Rundfunks eröffnet sich der Luftschutzaufklärung und Luftschutzwerbung noch ein weiteres Feld.
Ausstellungen
Der propagandistische Wert von zweckmäßig eingerichteten Luftschutzausstellungen wird treffend belegt durch die Tatsache, dass „die Große Deutsche Luftschutzausstellung“ des Präsidiums des RLB um die Jahreswende 1936/37 bereits drei Millionen zahlende Besucher nachweisen konnte. Hinzu kommen noch die zahllosen Volksgenossen, die unentgeltlich durch die Ausstellungen geführt wurden. Die Ausstellung wird auch weiterhin den Luftschutzgedanken in starkem Maße fördern und die Bevölkerung über die Gefahren aus der Luft aufklären helfen. Was auf sie zutrifft, gilt im grundsätzlichen auch für alle kleineren Ausstellungen, die von RLB-Dienststellen, meist unter Aufsicht des Präsidiums, selbstständig oder in Verbindung mit anderen Ausstellungen und Messen veranlasst werden.
Ein dem RLB geradezu eigenes Aufklärungs- und Werbemittel sind die Ausstellungen in Schaufenstern und Geschäftsräumen. Es gibt zahlreiche Geschäftszweige, die ein wirtschaftliches Interesse am Luftschutz haben. Es ist meist nicht schwer, einen solchen Geschäftsinhaber zu veranlassen, für eine gewisse Zeit ein Schaufenster ausschließlich dem Luftschutz zu widmen und mit entsprechenden Bedarfs- und Ausrüstungsgegenständen usw. zu füllen und so unter Anleitung der örtlichen RLB-Dienststelle ein wirksames Aufklärungsmittel zu schaffen.
Aufklärungs- und Werbeveranstaltungen
Mit ihrer Hilfe hat der Reichsluftschutzbund in den Jahren 1933 bis 1935 in erster Linie seien ungewöhnlichen Erfolge erzielt. Versammlungswellen gingen systematisch über das ganze Land und erbrachten die Millionenmitgliederzahl, mit deren Hilfe die Organisation als solche erst aufgebaut werden konnte. Notwendigerweise musste der Wert dieser Veranstaltungen absinken, nachdem diejenigen Volksgenossen erfasst waren, die für den Luftschutz Interesse hatten. Diejenigen, die an der Luftschutzarbeit keinen Anteil nahmen, kamen auch nicht in die Versammlungen. An sie musste und muss mit anderen Aufklärungsmitteln herangegangen werden. Trotzdem werden von den RLB-Dienststellen auch heute noch allenthalben Aufklärungs- und Werbeveranstaltungen durchgeführt, die dann Erfolg versprechen, wenn ein besonderer Anlass vorliegt oder ein zugkräftiges Programm aufgestellt wird, wozu auch hervorragende Redner zählen. Der propagandistisch und künstlerisch wertvollen Ausgestaltung derartiger Veranstaltungen, die bewirken, dass der Besucher in jeder Beziehung befriedigt und darüber hinaus über die Notwendigkeit des Luftschutzes aufgeklärt und gewissermaßen automatisch als Mitarbeiter gewonnen wird, gilt die besondere Aufmerksamkeit des RLB.
Verpflichtungsfeiern, Fahnenweihen
Möglichkeiten, in groß angelegten und eindrucksvoller Weise die Öffentlichkeit auf den Luftschutz hinzuweisen und die Größe seiner Bewegung sinnfällig zum Ausdruck zu bringen, geben Verpflichtungen von RLB-Amtsträgern sowie Fahnenweihen. Die große Zahl der Teilnehmer brachte es oft mit sich, dass selbst in kleinsten Orten die größten Säle und in Großstädten die weiträumigsten Plätze nicht ausreichten, um alle Teilnehmer aufzunehmen. Nach Möglichkeit wird auch Zuschauern Gelegenheit gegeben, an den Veranstaltungen teilzunehmen; soweit sie im Freien stattfinden, ergibt sich dies von selbst. Mit Hilfe von Musikdarbietungen, Schauvorführungen und kurzen Aufklärungsvorträgen lässt sich damit eine sehr wirkungsvolle Propaganda verbinden. Im allgemeinen nehmen auch die übrigen nationalsozialistischen Formationen mit starken Abordnungen an den Verpflichtungsfeiern und Fahnenweihen teil und bringen dadurch sinnfällig die Verbundenheit der Luftschutzbewegung mit Partei und Staat zum Ausdruck. Auch die Teilnahme der am Ort maßgeblichen Persönlichkeiten aus Bewegung und Verwaltung bedeutet eine wertvolle propagandistische Unterstützung.
Aufmärsche
In fast noch stärkerem Maße als Verpflichtungsfeiern und Fahnenweihen sind Aufmärsche von RLB-Ehrenstürmen und Amtsträgern geeignet, für den Luftschutz zu werben. Marschiert der RLB gemeinsam mit den anderen nationalsozialistischen Formationen, so wird damit dem Zuschauer klar, dass der Reichsluftschutzbund auch die Anerkennung findet, die er verdient. Aber auch wenn „der Luftschutz“ nur hinter seinen eigenen Musikzügen und seinen eigenen blauen Fahnen marschiert, kann sich diesem Eindruck niemand entziehen, der Verständnis hat für soldatisches Wesen und militärische Form. Wenn auch der Reichsluftschutzbund der Eigenart seiner Arbeit entsprechend diese meist in stillen und von vielen unbemerkt verrichtet, so könnte er doch nicht Millionen und letzten Endes das ganze Volk mobilisieren, wenn er niemals nach außen hin seine Kraft und Geschlossenheit zeigen würde. Öffentliche Aufmärsche gehören deshalb mit zu den wichtigsten Werbe- und Aufklärungsmitteln, solange der RLB überhaupt noch Mitarbeiter für den Luftschutz werben und Volksgenossen erzieherisch beeinflussen muss.
Schauvorführungen
Ein Mittel, das ebenso von aufklärenden wie von werbendem Wert ist und das der Eigenart des Luftschutzes am stärksten entspricht, sind so genannte Schauvorführungen, die sich ebenso in den kleinsten Dörfern wie in den größten Städten durchführen lassen. Schon eine einfache Brandbekämpfung durch eine Luftschutzgemeinschaft mit Löschkarren, dazu Vorführungen von Laienhelferinnen, ziehen hunderte und tausende Zuschauer an, die mit Interesse die Tätigkeit der Selbstschutzkräfte verfolgen und ein anschauliches Bild vom Wesen und Wirken des Luftschutzes mit nach Hause nehmen.
Werbung in anderen Organisationen
Auch durch Luftschutzvorträge in Versammlungen anderer Organisationen können den Luftschutz immer neue Freunde und Mitarbeiter gewonnen werden. Im allgemeinen haben auch alle Organisationen, ob Partei oder SA, NS-Frauenschaft oder Kyffhäuserbund, Reichsnährstand, Hausbesitzervereine oder wer sonst noch in Frage kommt, diesbezüglichen Anträgen des Reichsluftschutzbundes entsprochen, weil ihre eigenen Versammlungen dadurch auch besonders aktuell gestaltet werden konnten. Selbstverständlich muss durch Einschaltung von z. B. Filmen eine möglichst große Volkstümlichkeit der Luftschutzvorträge erreicht werden.
Aufrufe maßgeblicher Persönlichkeiten
Ein Werbemittel, das zwar nicht neuartig ist, sich aber immer wieder bewährt, sind kurze Aufrufe, die von den Führern de nationalsozialistischen Gliederungen und Verbände, von den Leitern behördlicher Dienststellen oder sonstigen in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft bekannten Persönlichkeiten erlassen werden, und in denen unter dem Gesichtswinkel des den Aufruf Erlassenden zur Mitarbeit im Luftschutz aufgefordert wird.
Luftschutzübungen
Wenn auch Luftschutzübungen, gleichgültig ob solche nur des Sicherheits- und Hilfsdienstes, des Selbstschutzes oder des Werkluftschutzes oder gemeinsame Übungen aller Teile zunächst und in erster Linie der Ausbildung oder Erprobung der verschiedenen Kräfte dienen, so gehen sie doch eine wertvolle Gelegenheit zur Aufklärung der Bevölkerung. Luftschutzübungen lösen naturnotwendig, gewollt oder ungewollt, stärkste Anteilnahme der Bevölkerung des Übungsbereiches aus. Hier muss mit allen Mitteln der Presse, durch Schriftplakate, Flugblätter usw. frühzeitig eine großzügige Aufklärungsarbeit und Bekanntgabe der ernstfallmäßigen Verhaltungsmaßregeln durchgeführt werden. Durch geschickten Einsatz aller nach der örtlichen Gegebenheit zweckmäßigen Aufklärungs- und Werbemittel lassen sich, wie die Erfahrung immer wieder lehrt, gerade bei Luftschutzübungen zahlreiche neue Luftschutzfreunde und Mitarbeiter gewinnen.
Hauswerbung
Aber alle Aufklärungs- und Werbemittel würden nicht das ganze Volk erfassende Wirkung haben, wenn nicht ergänzend hinzutreten würde die persönliche Werbung in jedem einzelnen Haus. Der Reichsluftschutzbund ist in der der Lage, durch Einsatz seiner Amtsträger an jeden Volksgenossen heranzukommen.
Schlusswort
Außer den angeführten Aufklärungs- und Werbemitteln gibt es selbstverständlich noch weitere, deren Darstellung im Rahmen dieses Beitrages jedoch nicht möglich ist. Erwähnt seien nur die große illustrierte Zeitschrift des Reichsluftschutzbundes „Die Sirene“ und der bereits im dritten Jahr erscheinende Deutsche Luftschutzkalender, die einen anschaulichen Einblick in Wesen und Wirken des Luftschutzes geben, sowie der Luftschutzbilderdienst. Zahlreiche andere Methoden und Möglichkeiten sind örtlich oder zeitlich bedingt und begrenzt.
Die bisherigen Erfolge der Luftschutzpropaganda dürfen als Bestätigung dafür angesehen werden, dass im großen und ganzen die Aufklärung- und Werbemittel richtig ausgewählt und eingesetzt, sowie die Werbemethoden zweckmäßig angewandt worden sind.