Hochbunker Zwickauer Str. 10
Ort | Dortmund |
Straße | Zwickauer Straße 10 |
Status / Nutzung | Privateigentümer |
LS-Plätze | 1500 |
Besonderheiten | 1959 – 1964 Umbau in Atombunker |
Zeitzeuge Franz Krause:
Der scheinbar sichere Hochbunker besass aber eine „Achillesferse“. Treffer von oben hatte er verkraftet, aber bei einem Nachtangriff traf eine Bombe in fatalem Winkel auf den unten ca. 1 m schräg ablaufenden Sockel mit fürchterlicher Wirkung. Aussen, man kann noch heute [1945!] die Stelle sehen, war ein ca. 3 m breites und 5 m hohes Loch gerissen…
24/2 Dortmund, Hörde, den 20.6.1945
12. Bunker an der Sonnenstraße („Sonnenbunker“):
a) Eigentümer: Molkerei-Genossenschaft
b) Zeitiger Verwendungszweck: Vorübergehende Unterbringung von Rückwanderern
c) Künftiger Verwendungszweck: ?
d) Ausstattung: Elektrisches Licht, Entlüftungsanlage
e) Bunkerwart: Baumeister, Fritz. Monatsgehalt: 153.40 RM, ausgelöhnt bis einschl. Juni 1945
Info aus Stadtarchiv Dortmund: Bestand 132 Lfd.-Nr. 227
01.12.1949
benutzbar, wird benutzt
1. Finanzamt D.-Hörde
2. A. Bienfait, Heiliger Weg 14 als Möbellag.
3. Alex Busch, Hausmannstr. 11 als Lager (Elektrosachen)
Geschichte des Hochbunkers
1945 zum Ende des 2. Weltkrieges, erfolgte die Fertigstellung im Rohbau
Der Bunker hat eine Belegungskapazität von 1500 Personen
Die Hochbunkeranlage ist im 2. Weltkrieg benutzt worden.
Der Hochbunker wurde nach dem Krieg vom Finanzamt Do. – Hörde, einer Möbelfabrik und einer Elektrofirma, als Lager und Archiv benutzt.
1959 – 1963 erfolgte, während des kalten Krieges, die Aufrüstung zum “atomsicheren“ Bunker
Die Bauzeit betrug 38 Monate, die Kosten ca. 3,5 Millionen D-Mark.
Im Sommer 1963 erfolgten die letzten Arbeiten.
1964 Belegungsversuch mit 144 Personen (siehe unten)
Der Bunker wurde bis in die 90er Jahre gewartet und technisch aufrecht erhalten
2005 erfolgte der Verkauf des Hochbunkers
Bild des Sonnenbunkers nach der Fertigstellung zum Atom-Bunker
Bautechnische Daten:
Grundmaße des Bunkers ca. 34m breit, 46m lang
Wandstärken der Außenwände 2,50m bis 3,24m
Deckenstärke des Daches 3,10m – 3,25m
Massiver Stahlbetonbau von vier Geschossen mit Kellergeschoss
Mehrfach umgelenkte Flure, mit Doppelschleusen gesicherte Zugänge zum Inneren
je ein Treppenhaus an den Schmalseiten
Innere Aufteilung mit zwei Längswänden, dadurch entstehen drei “Schiffe“
Schutzklasse S9 (Höchste Schutzklasse!)
Gebäude Ausstattung seit 1963:
Kellergeschoss
An den Eingängen befinden sich Rettungsräume zur Dekontamination
Einen Krankenraum
Räume für Stromanlagen, Tiefbrunnenanlage, Wasseraufbereitung, Heizung und Kühlanlage
Tanks für 2 x 2000l Ölvorrat
Drei Räume für Wasserversorgung mit Wassertanks
davon 2 Wassertanks mit je 60cbm Füllvolumen für Reinwasser
einen Wassertank mit 40cbm Füllvolumen für Rohwasser aus der Brunnenanlage
Einen Aufenthaltsraum und Toiletten
Erdgeschoss
Einen Rettungsraum zur Dekontamination
Aufenthalts- und Ruheräume
Toilettenanlagen
1. Obergeschoss
Ein Rettungsraum zur Dekontamination
Aufenthalts- und Ruheräume
Toilettenanlagen
2. Obergeschoss
Aufenthalts- und Ruheräume
Toilettenanlagen
Einen 11.000l Reinwassertank
Eine Küche mit zwei Lebensmittellagern
Einen Arztraum und einen Raum für Kinder, der als “Spielzimmer“ dienen sollte.
(Der Kinderspielraum wurde explizit für den Belegungsversuch angelegt; Kinder letztendlich jedoch nicht für den Versuch zugelassen.)
Maschinenräume der Lüftungsanlage
An der südlichen Kopfseite des Gebäudes befindet sich, eine 6 Kammer – Sandfilteranlage für die Schutzluft
Belegungsversuch:
Vom 08.06. – 14.06.1964 gab es einen Belegungsversuch mit 144 Personen; überprüft werden sollte das physische, psychische und soziale Verhalten der Personen im Bunker. Luft- und wasserhygienische Kontrollen, sowie die Testung des Ausstattungsgerätes sollten ebenfalls geprüft werden. Zum Versuch diente das 2. OG, weil es über eine Küche, einen Lebensmittelvorrat, leicht einzurichtende und günstig geeignete Untersuchungs- bzw. Messräume verfügte. Für die Versuchspersonen wurden 3 Aufenthaltsräume mit Sitzgelegenheiten und 1 Ruheraum mit insgesamt 154 Plätzen vorgesehen. Ein drittel der Teilnehmer belegte den Ruheraum zum Schlafen für 6 Stunden, daran schlossen sich 12 Stunden Aufenthalt in den Aufenthaltsräumen. Es lag also ein 18 Stunden Tag mit gleitender Verschiebung der Schlafzeiten vor. Die 3 Mahlzeiten der Teilnehmer liessen sich auf die Schichtwechsel um 6, 12 und 18 Uhr zusammenfassen.
Im ganzen gesehen war der Test, der ohne ernste Zwischenfälle verlaufen ist, als Basisversuch in einem Stufenprogramm allmählicher steigender Belastung aufzufassen.
Quelle: Auszug aus dem Untersuchungsbericht von Dipl.- Ing. A. Klingmüller
2005
Der Hochbunker in der Zwickauerstrasse in Dortmund wurde im Dritten Reich gebaut und ist in den 60er Jahren als Atom-Bunker ausgebaut worden. Man meint, dass die Zeit stehen geblieben ist, wenn man das Relikt des kalten Krieges betritt. Alle Einrichtungen stammen aus den 60er und 70er Jahren und darum steht der Betonbunker mit dem Tonnendach unter Denkmalschutz. Bis zu seinem Verkauf wurde der Bunker noch noch notdürftig vom Bundesvermögensamt unterhalten. August 2005 wurde der Sonnenbunker verkauft und einer friedlichen Nutzung zugeführt.
Es ist geplant, Teilbereiche des Hochbunkers als Museumsfläche zu nutzen.
Lesen Sie hier einen kurzen Bericht zum Schutzbunkerbelegungsversuch
incl. einer Beschreibung des Bunkers.
Die Zwickauerstraße hieß vor dem Zweiten Weltkrieg Winkelstraße, während des Zweiten Weltkriegs wurde die Straße umbenannt in Wilhelm Koziolleckstr. und nach dem Zweiten Weltkrieg in Zwickauer Strasse unbenannt.