Bautechnik

Luftschutzbunker (Hoch – und Tiefbunker) und Luftschutzstollen sind bautechnisch gesehen verschiedene zusammenwirkende Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen.

Ein Eingangsbauwerk findet man fast nur bei Stollenanlagen. Das Eingangsbauwerk ist der sichtbare überirdische Teil und besteht aus Beton oder Mauerwerk mit Betondach. Hoch und Tiefbunker haben gelegentlich statt des Eingangsbauwerkes einen Vorbau. Ist dieser Vorbau nicht vorhanden spricht man nur vom Eingang oder Zugang

Nach dem Eingangsbauwerk, bzw. Vorbau muß man in Stollen durch das Zugangsbauwerk bzw. durch den Zugangsstollen .
In Bunkeranlagen nennt sich dies einfach Zugang.

Die Schleuse ist ein hermetisch verschließbarer Raum, der gewährleistet, daß im Falle eines Gaskrieges kein Kampfstoff in den Schutzraum eindringen kann und der es dennoch ermöglicht, den Schutzraum zu betreten oder zu verlassen, ohne die Schutzsuchenden zu gefährden.

Im eigentlichen Schutzraum einer Luftschutzanlage (luftgeschützter Bereich) verweilen die Schutzsuchenden bis zur Entwarnung. Innerhalb des geschützten Bereiches sind für die Aufrechterhaltung von Betrieb, Sicherheit und Ordnung besondere Räume freigehalten. Im Schutzraumbereich befinden sich:

Maschinenraum / – Räume mit el. Zuluft- ggf. Abluftanlagen / Maschinen, Handkurbellüfter, Luft- Filteranlagen, ggf. Notstromaggregat, ggf. Notstromanlagen, el. Schaltanlagen und Sicherungskästen, ggf. Heizung, ggf. Übergabestation für Fernwärme

Toiletten / – Räume oder / und gleichmäßig verteilte Notaborte

Erste Hilfe Raum / ggf. Arzt – und Entbindungsraum

Raum für Bunkerwart / Ordner, meist versehen mit Telefonanschluß

ggf. Waschraum / – Räume

ggf. Brunnen oder Zisterne

Hoch und Tiefbunker sind i.d.R. an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen. Das bedeutet, daß auch der Abfluß sicher sein muß gegen das Eindringen von Gasen in den Schutzraum. Aus diesem Grund sind in den Abflußleitungen und Gullys Syphons eingebaut. Handelsübliche Toiletten besitzen diesen Syphon von Hause aus.

Heizungsanlagen können auch außerhalb des luftgeschützten Bereiches zu finden sein.


Die Schutzbewehrung von Wehrbauten bzw. Luftschutzbauten

Grundsätzlich ist eine Schutzbewehrung eine statisch nicht erforderliche Bewehrung Sie dient einzig dazu, Aufschlags-, Bomben -, Detonations – und Geschoßauswirkungen dahingehend zu minimieren, daß Personen – und Sachschäden nach Möglichkeit verhindert werden.

Bereits vor dem II. Weltkrieg hatte die Inspektion des Luftschutzes im Reichsluftfahrtministerium ein großes Interesse an der Konstruktion und Erbauung von Luftschutzbunkern. Daß hier nur Stahlbetonbauten in Frage kamen, war klar. Nur die Frage der Armierung war nicht klar. Aus diesem Grunde fanden zunächst Großversuche bei Heer, Marine und Luftwaffe statt. Diese führten allerdings zu keinen eindeutigen Ergebnissen. Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkungen von Explosionskräften auf Baukörper lagen zu dieser Zeit noch nicht vor. Deshalb wurde mit der Materialprüfung das “Institut für baulichen Luftschutz” an der TH Braunschweig beauftragt, Modellregeln zu entwickeln. Durch die Anwendung des Modellverfahrens war es möglich, in relativ kurzer Zeit alle gängigen Bewehrungsarten zu erforschen.

Gefordert war:

1. Der Stahleinsatz muß so gering wie möglich gehalten werden
2. Die Schutzwirkung muß erhalten bleiben
3. Größte Betonfestigkeit unter Einsatz von möglichst grobkörnigen Beton bei geringem Wassergehalt

Die Kubische Bewehrung

Bei den ersten Betonbauten wurde die Kubische Bewehrung eingesetzt. Sie eignete sich z.B. im Bereich Festungsbauten gegen Artillerietreffer, bei einem Stahlgehalt von anfänglich bis zu 150 Kg/m³

Benzinger-Bewehrung

Die Verwendung dieser Bewehrung für verschiedene Zwecke im Stahlbetonbau ist weitläufig bekannt. Eine besondere, für bombensichere Bauwerke bestimmte Konstruktion wurde von der Firma Saardrahtwerke G.m.b.H zum Patent angemeldet (DRP. Nr. 692 014, Klasse 72 g, Gruppe 303 vom 21. März 1936). Durch ein Drahtgeflecht mit 2,5 er Drähten und mit von 8 cm Maschenweite, das durch Stähle von 8 mm Durchmesser gehalten wird, ergibt sich jeweils eine Bewehrungslage von 15cm Höhe, die vor Einbringung der nächsten Lage betoniert wird. Die Verbindung der einzelnen Lagen erfolgt durch vertikal eingetriebene Stahlklammern. Die Baudicke ist gleichmäßig mit Stahl durchsetzt. Die Konstruktion bietet ein Beispiel dafür, daß eine Bewehrung, die für statische Belastungen, ja sogar für gewisse dynamische Beanspruchungen (Straßenbaul) sich gut bewährt, für Beanspruchungen durch Explosionskräfte aber ungeeignet sein kann. Diese Bewehrung war nach den Versuchen des Instituts den anderen Bewehrungen unterlegen.

Spiralbewehrung der Firma Dyckerhoff & Widmann KG.

Bei der ältesten Ausführungsform dieser Bewehrung besteht der Unterschied gegenüber der kubischen Bewehrung im wesentlichen darin daß in einer der drei Raumrichtungen an Stelle von geraden, einzelnen, eine als fortlaufenden, spiralig gewundenen Stählen bestehende Matte eingesetzt wird. Gerade Stähle befinden sich nur an der Ober- und Unterseite der Platte. Die den Baukörper iiicht nur \vinkelrecht, sondern infolge ihrer Krümmung auch schräg durchsetzenden Spirnten sollen die in dcii kegelförmigen Gleitflächen der Sprenglinse auftretenden Schubspannungen aufnehmen und so eine bessere Verankerung bewirken. Ferner ist die Verlegung der Bewehrung durch die fertigen Spiralmatten vereinfacht. Großversucbe der Luftwaffe ergaben keinen Vorteil gegenüber der kubischen Bewehrung, Beschußversuche des Heeres und der Marine sogar einen Nachteil.. Die Spiralbewehrung wurde auf Grund dieser Ergebnisse geändert und dann so ausgeführt, wie sie in den Anweisungen für den Bau bornbensicherer LS-Räume, Fassung November 1940, enthalten ist. Der Stahlgehalt beträgt ca. 70 kg!m³. Bei dieser Ausführung sind mehrere Lagen Längs- und Quereisen hinzugekommen. Modellversuche des Instituts ergaben, daß sich diese Ausführungsform günstiger als die kubische Bewehrung verhielt. Die Erklärung hierfür ist darin zu erblicken, daß sowohl durch die Spiralenform wie durch zusätzlich verlegte Längs- und Quereisen der Stahlgehalt gegen die Unter- bzw. Rückseite der Versuchsplatten etwas zunimmt, während er bei der kubischen Bewehrung vollkommen gleichmäßig ist. Da eine weitere Herabsetzung des Stahlgehaltes aus wirtschaftlichen Gründen gefordert wurde, gelangte die Spiralbewehrung schließlich mit nur 30 kg/m³ zur Ausführung. Hierbei wurde die Herabsetzung des Gewichtes in der Hauptsache durch Vergrößerung der Abstände der Stahleinlagen erzielt und die grundsätzliche Konstruktion beibehalten. Groß – und Modellversuche ergaben jetzt nur einen sehr geringfügigen Vorteil gegenüber der kubischen Bewehrung mit gleichem Stahlgewicht. Die Herabsetzung des Stahlgehaltes führt ebenso wie bei der kubischen Bewehrung zu einer Minderung der Schutzwirkung.

Gitterraumbewehrung der Firma Luz-Bau

Bei dieser Bewehrung verlaufen die Stähle in zwei Raumrichtungen so, daß sie zu der dritten unter 60° geneigt sind. Hierbei wird in einer Richtung eine zusammenhängende Matte hergestellt, während die Verlegung der Stähle in der dazu senkrechten Richtung einzeln erfolgen muß. Die Ähnlichkeit mit der kubischen Bewehrung ist im Grundriß sichtbar .

Einheitsschutzbewehrung nach Vorschlag des Reichsluftfahrtministeriums

Diese Bewehrung übernahm von der Spiralbewehrung die Spiralmatten und von der Gitterraumbewehrung die schrägen Steckstäbe in der zur Mattenebene senkrechten Richtung. Durch weitere Längs – und Querstäbe ist an der Unterseite eine Zunahme des Stahlgehaltes erzielt. Aus diesem Grunde hatte die Erprobung der Einheitsbewehrung im Modellversuch eine etwas günstigere Schutzwirkung als die der Spiral – und Gitterraumbewehrung ergeben.

Schutzbewehrungen mit ungleichmäßiger Stahlverteilung
Die Braunschweiger Bewehrung nach den Bestimmungen Fassung Juli 1941

Schon die ersten, in der Einleitung erwähnten Großversuche der Luftwaffe ergaben, daß die größte Beanspruchung der Bewehrungsdrähte an der Unter – bzw. Innenseite des Baukörpers auftritt. In den .Jahren 1939/40 fanden vergleichende Untersuchungen der kubischen, Spiral – und Gitterraumbewehrung im Modellverfahren statt, deren Ergebnisse unter Mitwirkung des damaligen Referenten bei der Inspektion des Luftschutzes, Oberregierungs – Baurat Winter, zur Schaffung einer neuen Bewehrung führten, die in den Bestimmungen für den Bau von LS – Bunkern, vom Juli 1941, als „Braunschweiger Schutzbewehrung bezeichnet und vorläufig als einzige Bewehrungsart reichseinheitlich zugelassen wurde.