Bergbau im Luftschutz

In den Bergbauregionen wurden in der Zeit des Krieges besonders viele unterirdische zivile Luftschutzanlagen geschaffen. Es entstanden in diesen Gebieten nicht nur reine Luftschutzstollen, sondern es fanden auch Umnutzungen statt. Meist wurde Grubenbaue des Altbergbau zugänglich gemacht und aufgewältigt. In vielen Fällen erfolgte dies sogar ohne Kenntnis des Grubeneigentümers, weil z.B. manchmal davon ausgegangen wurde, daß es für die ganz alten Bergwerke keinen mehr gäbe. In anderen Fällen, bei denen die Eigentumsfrage geklärt war, wurden Umbauten der verlassenen Grubenbaue mehr oder weniger geduldet, um möglichst vielen Menschen Schutz bieten zu können. Fast durchweg waren Bergleute beim anfahren und erschließen der Grubenbaue zumindest beteiligt.

Die großen, aktiven Zechen nutzen ebenfalls, im Rahmen des Werkluftschutzes ihre bergbaulichen Anlagen. Eigentlich waren Schachtzugänge zu Luftschutzanlagen nicht gestattet, aber in der Praxis war dies eine gängige Möglichkeit, ohne auszufahren Schutz zu finden. Fast alle Zechen trieben darüber hinaus zusätzliche Luftschutzstollen vor, um auch für die Übertagebelegschaft Sicherheit zu schaffen. Nahe der Waschkauen und Kantinen gab es fast immer Luftschutzzugänge. LS – Stollen mit mehr als 200 m Länge waren in den Zechen keine Seltenheit. Der Platzbedarf in den LS – Stollenanlagen der Zechen wurden aus Sicherheitsgründen in der Größe für mindestens eine komplette Untertageschicht und auch für die übertage Tätigen ausgelegt.

Im Verlaufe des Krieges zeigten sich zunehmend im zivilen Luftschutzbau Mängel aller Art, sowohl in der Quantität , als auch in der Qualität. Deshalb wurden ab ca. 1942 zunehmend Möglichkeiten geschaffen, daß die zivile Bevölkerung im Umfeld der Zechen ebenfalls die Werkluftschutzanlagen nutzen konnte. In einigen Zechen wurden sogar Stollen über die Werksgrenzen hinaus weiter vorgetrieben, um den in der Nähe Wohnenden, meist Bergarbeiterfamilien, den Zugang zu ermöglichen (z.B. Zeche Lothringen, Bochum Gerthe).

Luftschutz und Bergbau sind zwar unterschiedliche Bereiche, hatten aber im Krieg recht viele Gemeinsamkeiten. Die Trennlinie ist hier nicht immer klar ersichtlich. Aus diesem Grund können heutzutage noch Fehleinschätzungen passieren, wenn z.B. im Rahmen von Verfüllmaßnahmen davon ausgegangen wird, daß es sich um einen reinen , durchgängigen Grubenbau handelt, aber mit Schleusen und Systemtrenntüren versehen wurde, um als Luftschutzanlage verwendet werden zu können

Fruchtbare Hinweise für heiklere Anlagen sind hier beispielsweise Lieferbelege. Meist kann man schon anhand von Kabellängen die Größe einer LS – Anlage erahnen. Es ist schon des öfteren vorgekommen, daß für eine Baumaßnahme 15 m Stollenvortrieb in den Akten aufgeführt wurden und dafür 200 m dreiadriges Kabel geliefert werden mußte und der Stollen auch mit einer Kapazität von 200 Personen benannt wurde. Insgesamt ein typisches Anzeichen, das mit dem Vortrieb / Teufe ein Grubenbau angefahren und erschlossen wurde.

Steigerlied

Glück Auf, Glück Auf, der Steiger kommt,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
schon angezünd’t, schon angezünd’t.

Schon angezünd’t, das wirft sein Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.

Ins Bergwerk nein, wo die Bergleut‘ sein,
die da graben das Silber und Gold bei der Nacht,
die da graben das Silber und Gold bei der Nacht,
aus Felsgestein, aus Felsgestein.

Der eine gräbt das Silber, der andre gräbt das Gold,
doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht,
doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht,
dem sein sie hold, dem sein sie hold.

Ade, ade, Herzliebste mein,
doch dort drunten im tiefen finstern Schacht bei der Nacht,
doch dort drunten im tiefen finstern Schacht bei der Nacht,
da denk‘ ich dein, da denk‘ ich dein.

Und kehr ich heim, zur Liebsten mein,
dann erschallet des Bergmannes Gruß bei der Nacht,
dann erschallet des Bergmannes Gruß bei der Nacht,
Glück Auf, Glück Auf,
Glück Auf, Glück Auf.

Wir Bergleut‘ sein kreuzbrave Leut‘,
denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht,
denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht,
und saufen Schnaps, und saufen Schnaps.

Wehrgeologie

Die Geologie wurde im Sprengdienst des Heeres bis zum Weltkrieg kaum zur Mitarbeit herangezogen. Erst einige Zeit nach Kriegsbeginn erkannte man den Wert der geologischen Beratung bei der Vorbereitung größerer Sprengungen im Untergrund.

Der Erfolg einer Sprengung hängt von der Lademenge ab, die in Deutschland nach der Faustformel L = W3 c d berechnet wird1). Darin bedeuten W den Wirkungshalbmesser in m und d die Verdämmungszahl, die je nach Länge und Güte der Verstopfung des Ladungszugangs verschieden ist. c ist eine Festigkeitszahl, die für die vorliegende Bodenart aus Zahlentafeln entnommen wird. Doch hierin liegt für die Berechnung eine große Unsicherheit; denn für das richtige Bestimmen des Wertes c kommt es nicht allein auf die Festigkeit des Bodens, sondern in erheblichem Maß auch auf die Lagerungs – Verhältnisse, das Gefüge, Trockenheit, Wasserführung usw. an. Um alle diese sehr wichtigen Größen zu beurteilen und in die Rechnung richtig einzusetzen, reichen die Kenntnisse des Pioniers nicht aus. Er wird also zweckmäßig den Rat eines Geologen hierfür einholen.

Aber auch bei der Anlage von Schächten und Stollen wird geologische Beratung oftmals schneller und sicherer zum Ziele führen; denn hier kommt es darauf an, die Schicht auszuwählen, die den geringsten Widerstand bietet. Ferner muß der Stollen so geführt werden, daß er nicht durch Wassereinbruch gefährdet wird, wie es leider im Weltkrieg des öfteren vorgekommen ist.

x) W. Kranz, Wehrtechn. Monatsh. Bd. 39 (1935) S. 394.

Quelle: VDI Zeitschrift Bd. 80, Nr. 38, v. 19.9.1936